In italien kommt es immer wieder zu Übergriffen gegen Schwule und Lesben. Ein Gesetzesvorschlag gegen die Diskriminierung von Homosexuellen soll dem endlich Einhalt gebieten.
VON MICHAEL BRAUN
Küssen als Widerstandshandlung. Zwei von 3.000 Demonstranten, die sich am 4. September dagegen wehrten, dass Rechte die Gegend ums Kolosseum zur No-Go-Area für Schwule und Lesben machen wollen.
"Die Tage der Homophobie sind gezählt." Unter diesem Motto lanciert die linke Abgeordnete Paola Concia am Montag in Rom ihren Gesetzesvorschlag gegen die Diskriminierung von Homosexuellen. Ein Gesetzentwurf, der heute nötiger denn je erscheint. Denn leider sind die Tage der Gewalt gegen Schwule und Lesben in Italien alles andere als gezählt. Concias Schritt ist die Antwort auf eine ganze Reihe brutaler Übergriffe auf Homosexuelle in Rom, aber auch in diversen anderen Städten Italiens.
Aufsehen erregte vor allem ein Vorfall, der sich am 18. August vor dem "Gay Village" in Rom zutrug.
- Im "Gay Village" feiern Schwule, Lesben, aber auch Heteros jeden Sommer drei Monate lang bei Konzerten, Open-Air-Discos, Shows - ein willkommener Freiraum für Homosexuelle, die hier eigentlich sicher sein können, sich nicht verstecken zu müssen. Doch zwei sich küssende Männer wurden eines anderen belehrt. Ein Schwulenhasser ging mit einem abgebrochenen Flaschenhals auf die beiden los und verletzte einen von ihnen schwer.
Weitere Anschläge folgten.
- Am 25. August legten Unbekannte einen Brand im Eingangsbereich der römischen Schwulendisco Qube, und am 1. September schleuderten zwei von den Zeugen als Skinheads beschriebene junge Männer einen großen Kracher unter die Menschen auf der als "Gay Street" bekannten Ausgehmeile hinter dem Kolosseum, auf der sich zahlreiche Schwulen- und Lesbenlokale befinden.
- Und vergangene Woche spannten Unbekannte in der zentral gelegenen Via Cavour - auch dort gehen Schwule gern aus - ein großes Transparent: "Ich habe einen Traum - die Schwulen ins Kolosseum. Aber mit den Löwen!" Den ganzen Sommer über wurden Homosexuelle immer wieder auf offener Straße Opfer von brutalen Hassausbrüchen.
Doch jetzt reagiert die Szene. Am 4. September kamen, allein durch Internet und Mund-zu-Mund-Propaganda zusammengetrommelt, etwa 3.000 Schwule und Lesben zu einem Fackelzug vor dem Kolosseum zusammen, und am nächsten Freitag soll ein Sit-in vor dem Parlament folgen. Am 24. September schließlich ist eine Großkundgebung geplant, an der auch Roms rechter Bürgermeister Gianni Alemanno ebenso wie der linke Präsident der Region Latium, Piero Marrazzo, teilnehmen wollen.
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