Montag, 2. Juli 2007

Selbstmord zum Geburtstag

  • Es ist eine der brutalsten Mordserien in Europa.
  • Fünf Prostituierte sind ihr zum Opfer gefallen - doch die Taten bleiben ungesühnt.
Eine der brutalsten Mordserien in ganz Europa bleibt ungesühnt: Ein mutmaßlicher fünffacher Prostituiertenmörder hat sich an seinem Geburtstag in seiner Zelle im Bayreuther Gefängnis das Leben genommen. Am Sonntag war Volker E. 48 Jahre alt geworden.

"Wenn der Beschuldigte stirbt, ist das Strafverfahren beendet“, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Hof, Gerhard Schmitt. Mit seinem Selbstmord kam der Fernfahrer den Behörden zuvor: "Die Erhebung der Anklage stand unmittelbar bevor“, betonte Schmitt. Nun werde die Akte geschlossen.

Nach seiner Festnahme im Herbst vergangenen Jahres hatte der Fernfahrer eingeräumt, zwischen Juni 2001 und November 2006 drei Prostituierte in Spanien und zwei weitere in Frankreich getötet zu haben.

Außerdem gestand der im Vogtland geborene Mann, als Jugendlicher im Jahre 1974 in Plauen eine 14 Jahre alte Mitschülerin umgebracht zu haben.

Zum Zeitpunkt seines ersten Mordes war der Täter selbst erst 14 Jahre alt. Deshalb wären die Bluttaten vor der Jugendkammer am Landgericht in Hof verhandelt worden.

Den Hofer Justizbehörden bleibt nach dem Selbstmord ein in ihrer bisherigen Geschichte einmaliges Mammutverfahren erspart: Der Aufsehen erregende Prozess hätte Journalisten aus halb Europa angelockt.

Unbestätigten Angaben zufolge soll sich der 48-Jährige in seiner Zelle erhängt haben. Offiziell machte die Staatsanwaltschaft keine näheren Angaben zur Todesursache und zum Todeszeitpunkt.

Die Obduktion könne sich verzögern, weil die Rechtsmedizin der Uniklinik Erlangen noch mit der Untersuchung einer getöteten 51-jährigen Gastwirtin aus dem oberfränkischen Köditz beschäftigt sei.

"Das kam wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel“, zeigte sich der Verteidiger des Beschuldigten, Rechtsanwalt Alexander Schmidtgall, überrascht. Bei seinem letzten Besuch in der Bayreuther Justizvollzugsanstalt am Freitag habe nichts auf einen geplanten Selbstmord des Fernfahrers hingewiesen. Sein Mandant habe sich bis zuletzt aktiv an der Vorbereitung der Verteidigungslinie beteiligt.

Möglicherweise hänge der Selbstmord mit der zu erwartenden Anklage-Erhebung zusammen. "Die halbjährliche Haftprüfung stand an. Rechtzeitig zu solchen Terminen wird oftmals die Anklageschrift zugestellt“, sagte Schmidtgall.

Bereits im Mai hatte der Anwalt auf ein psychiatrisches Gutachten verwiesen, wonach der Fernfahrer unter einer krankhaften sexuellen Störung leide und deshalb möglicherweise nur vermindert schuldfähig sei.

Der Anwalt wies den Verdacht zurück, wonach sein Mandant weitere Prostituierte ermordet haben soll. Die Koordinationsstelle der Staatsanwaltschaften in der Europäischen Union in Den Haag, Eurojust, hatte zeitweise nicht ausgeschlossen, dass der Fernfahrer für weitere 13 Sexualmorde in Europa verantwortlich sein könnte.

Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte der Fernfahrer die Prostituierten in die Kabine seines Führerhauses gelockt und dort getötet. Der 47-Jährige war Mitte November 2006 in der Nähe von Köln festgenommen worden nachdem es Hinweise gab, dass er in Hostalric bei Barcelona eine bulgarische Prostituierte erdrosselt hatte.

In Spanien war der Lastwagenfahrer von der Beobachtungskamera eines Unternehmens gefilmt worden, als er versuchte, sich der Leiche eines seiner Opfer zu entledigen. Von einigen Frauen nahm er Fotos mit einer Sofortbildkamera auf. Von seinen Opfern soll er Haare und Kleidungsstücke mitgenommen haben.

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