Das konservative Frankreich und der Gay Pride Paris 2007
Von Guido Meyer
Paris hat genau wie Berlin einen sich offen schwul bekennenden Bürgermeister von der sozialistischen Partei. An der Spitze des Landes aber steht mit Nicolas Sarkozy seit neuestem ein konservativer Präsident, der in Sachen Gleichberechtigung von homo und hetero einen Zick-Zack-Kurs fährt. Der Stimmung beim Gay Pride in Paris an diesem Wochenende konnte das aber nichts anhaben.
Es ist der Höhepunkt der Session, so eine Art Rosenmontag in Regenbogenfarben. In der Grande Nation beginnen die ersten Gay-Pride-Umzüge im Mai, sie machen Station in Bordeaux, Montpellier, Toulouse und Lyon, und am letzten Juni-Wochenende ist dann die Hauptstadt dran. Seit zehn Jahren demonstrieren Frankreichs Homosexuelle für mehr Rechte, und sie verbinden dies stets mit einer großen Straßenparty. Die Zahl der Teilnehmer hat sich seit 1997 mehr als verdreifacht, die Forderungen jedoch sind einfach geblieben: Gleiches Recht für alle.
Antoin steht mit rosa T-Shirt und wehendem Transparant am Straßenrand und erwartet den Beginn des Umzuges. Er und seine Mitstreiter von den Pink Panthers wollen endlich ihren Platz in der Parade einnehmen. Die "rosaroten Panther" wehren sich gegen eine "Heterokratie", wie sie es nennen, und dagegen, dass ausschließlich Ehe und Kinder das Bild der Gesellschaft prägen. Sie wollen gleiches Recht für alle, "sogar" für Lesben und Transsexuelle, wie Antoin großzügig hinzufügt. Ganz vorne, an der Spitze der Menschenmassen, trägt der Bürgermeister von Paris ein Transparent mit dem Motto des diesjährigen Umzuges. Bertrand Delanoë steht zu der Aussage Égalité: Ne transigeons pas! und damit zum Appell, nicht nachzulassen im Kampf um Gleichheit.
Die Vereine, die auf diesem Umzug mitmachten, verfolgten ähnliche Ziele wie Bürgerrechtsgruppen überall auf der Welt, nämlich den Anspruch auf gleiches Recht für alle, so der Sozialist. Sein Land habe das französische Ideal der Égalité, der Gleichheit, mittlerweile für alle Bürger erreicht, außer für Schwule. Sie sollten jedoch auch dazugehören. Diese Stimmung spiegele sich auch in der Bevölkerung wider. Nur einige konservative Politiker seien dagegen, weil sie es all ihren Wählerschichten recht machen wollten. Dabei gehöre dazu nur ein bisschen Mut, findet das Pariser Stadtoberhaupt.
Bertrand Delanoë ist beliebt in Paris, weit über die sozialistische Anhängerschaft und die schwule Klientel hinaus. Er hatte sich längst vor seiner Wahl zum Bürgermeister der Hauptstadt geoutet und lebt in einer festen Beziehung, ohne seinen Partner jedoch öffentlich vorzuzeigen. Nach einigen kurzen Eröffnungsstatements setzt der Zug sich in Bewegung, vom Künstlerviertel Montparnasse über die Boulevards Saint Michel, Saint Germain und Henry Quatre bis zur Bastille.
Es gebe in Frankreich einen Pakt, der homosexuellen Paaren die gleichen Rechte einräume wie heterosexuellen auf den Gebieten der Liebe, in der Gesellschaft und als mögliche Eltern, so der Pariser Bürgermeister über die Bürgerrechte in seinem Land. Dieser Vertrag aber müsse erweitert werden, so dass beispielsweise beide Elternteile die gleichen Rechte bekommen wie der leibliche Vater oder die leibliche Mutter. Auch das Recht auf Adoption müsse noch verbessert werden. Kinder-Erziehung sei eine Frage von Liebe, Intelligenz, Respekt und Verantwortung, nicht von sexueller Orientierung. Diese Rechte zu vereinheitlichen sei unausweichlich, findet der 58jährige.
Wie in den meisten Ländern ist auch in Frankreich Bertrand Delanoës sozialistische Partei toleranter, als es die Konservativen sind. Verglichen zum Beispiel mit den Vereinigten Staaten können sich die Homosexuellen hier jedoch auch über ihr neues Staatsoberhaupt nicht wirklich beklagen.
Nicolas Sarkozy wolle homosexuelle Paare anerkennen, was für George Bush nicht gelte. Dieser wolle noch nicht einmal eine derartige Frage hören, findet Laurent Queige, zuständig für die schwule Zielgruppe beim Pariser Fremdenverkehrsbüro. Und das mache Sarkozy schwulenfreundlich. So würde sich Frankreichs frisch gewählter Staatspräsident wohl nicht gerne bezeichnen lassen. Zwar ist er das Thema Gleichberechtigung im Wahlkampf aktiv angegangen. Der Inhalt seiner Aussagen stößt bei den Betroffenen jedoch nicht auf Zustimmung.
Sarkozy wolle das Gesetz ändern, so dass Schwule und Lesben einen Zusatz bekommen. Diese wollten jedoch beim derzeitigen Text bleiben, der sich an gleichgeschlechtliche und heterosexuelle Partnerschaften gleichermaßen richtet. Dies sei etwas einmaliges auf der Welt, das seit 1999 in Frankreich Gesetz sei. Denn bisweilen wollten auch ein Mann und eine Frau als Paar zusammenleben und gesetzlich anerkannt werden, ohne zu heiraten. Deswegen sei die ursprünglich für Homosexuelle kreierte Form der Partnerschaft in Frankreich für jeden offen.
Am späten Nachmittag nähert sich der Gay Pride allmählich seinem Ziel. Fast fünf Stunden und 74 Wagen später - an der Bastille löst der Zug sich auf. Auch alle Zufahrtsstraßen zum Place de la Bastille sind von der Polizei abgesperrt. Den Platz und das Denkmal selbst säumt eine unüberschaubare Menschenmenge, die jeden eintreffenden Wagen lautstark jubelnd willkommen heißt.
Philipp: Ich find die Mischung der Leute interessant, weil es sind doch sehr viele Heteros da, die auch wirklich mitgehen und sich zugehörig fühlen. Das find ich ganz toll. In Wien sieht man das nicht so. Paris ist da wirklich sehr offen und freundlich und zugängig. Sicherlich ist es noch eine Demonstration, aber ich glaub die Party ist ein guter Weg zu demonstrieren. Macht braucht nicht immer gewalttätig demonstrieren.
Von Guido Meyer
Paris hat genau wie Berlin einen sich offen schwul bekennenden Bürgermeister von der sozialistischen Partei. An der Spitze des Landes aber steht mit Nicolas Sarkozy seit neuestem ein konservativer Präsident, der in Sachen Gleichberechtigung von homo und hetero einen Zick-Zack-Kurs fährt. Der Stimmung beim Gay Pride in Paris an diesem Wochenende konnte das aber nichts anhaben.
Es ist der Höhepunkt der Session, so eine Art Rosenmontag in Regenbogenfarben. In der Grande Nation beginnen die ersten Gay-Pride-Umzüge im Mai, sie machen Station in Bordeaux, Montpellier, Toulouse und Lyon, und am letzten Juni-Wochenende ist dann die Hauptstadt dran. Seit zehn Jahren demonstrieren Frankreichs Homosexuelle für mehr Rechte, und sie verbinden dies stets mit einer großen Straßenparty. Die Zahl der Teilnehmer hat sich seit 1997 mehr als verdreifacht, die Forderungen jedoch sind einfach geblieben: Gleiches Recht für alle.
Antoin steht mit rosa T-Shirt und wehendem Transparant am Straßenrand und erwartet den Beginn des Umzuges. Er und seine Mitstreiter von den Pink Panthers wollen endlich ihren Platz in der Parade einnehmen. Die "rosaroten Panther" wehren sich gegen eine "Heterokratie", wie sie es nennen, und dagegen, dass ausschließlich Ehe und Kinder das Bild der Gesellschaft prägen. Sie wollen gleiches Recht für alle, "sogar" für Lesben und Transsexuelle, wie Antoin großzügig hinzufügt. Ganz vorne, an der Spitze der Menschenmassen, trägt der Bürgermeister von Paris ein Transparent mit dem Motto des diesjährigen Umzuges. Bertrand Delanoë steht zu der Aussage Égalité: Ne transigeons pas! und damit zum Appell, nicht nachzulassen im Kampf um Gleichheit.
Die Vereine, die auf diesem Umzug mitmachten, verfolgten ähnliche Ziele wie Bürgerrechtsgruppen überall auf der Welt, nämlich den Anspruch auf gleiches Recht für alle, so der Sozialist. Sein Land habe das französische Ideal der Égalité, der Gleichheit, mittlerweile für alle Bürger erreicht, außer für Schwule. Sie sollten jedoch auch dazugehören. Diese Stimmung spiegele sich auch in der Bevölkerung wider. Nur einige konservative Politiker seien dagegen, weil sie es all ihren Wählerschichten recht machen wollten. Dabei gehöre dazu nur ein bisschen Mut, findet das Pariser Stadtoberhaupt.
Bertrand Delanoë ist beliebt in Paris, weit über die sozialistische Anhängerschaft und die schwule Klientel hinaus. Er hatte sich längst vor seiner Wahl zum Bürgermeister der Hauptstadt geoutet und lebt in einer festen Beziehung, ohne seinen Partner jedoch öffentlich vorzuzeigen. Nach einigen kurzen Eröffnungsstatements setzt der Zug sich in Bewegung, vom Künstlerviertel Montparnasse über die Boulevards Saint Michel, Saint Germain und Henry Quatre bis zur Bastille.
Es gebe in Frankreich einen Pakt, der homosexuellen Paaren die gleichen Rechte einräume wie heterosexuellen auf den Gebieten der Liebe, in der Gesellschaft und als mögliche Eltern, so der Pariser Bürgermeister über die Bürgerrechte in seinem Land. Dieser Vertrag aber müsse erweitert werden, so dass beispielsweise beide Elternteile die gleichen Rechte bekommen wie der leibliche Vater oder die leibliche Mutter. Auch das Recht auf Adoption müsse noch verbessert werden. Kinder-Erziehung sei eine Frage von Liebe, Intelligenz, Respekt und Verantwortung, nicht von sexueller Orientierung. Diese Rechte zu vereinheitlichen sei unausweichlich, findet der 58jährige.
Wie in den meisten Ländern ist auch in Frankreich Bertrand Delanoës sozialistische Partei toleranter, als es die Konservativen sind. Verglichen zum Beispiel mit den Vereinigten Staaten können sich die Homosexuellen hier jedoch auch über ihr neues Staatsoberhaupt nicht wirklich beklagen.
Nicolas Sarkozy wolle homosexuelle Paare anerkennen, was für George Bush nicht gelte. Dieser wolle noch nicht einmal eine derartige Frage hören, findet Laurent Queige, zuständig für die schwule Zielgruppe beim Pariser Fremdenverkehrsbüro. Und das mache Sarkozy schwulenfreundlich. So würde sich Frankreichs frisch gewählter Staatspräsident wohl nicht gerne bezeichnen lassen. Zwar ist er das Thema Gleichberechtigung im Wahlkampf aktiv angegangen. Der Inhalt seiner Aussagen stößt bei den Betroffenen jedoch nicht auf Zustimmung.
Sarkozy wolle das Gesetz ändern, so dass Schwule und Lesben einen Zusatz bekommen. Diese wollten jedoch beim derzeitigen Text bleiben, der sich an gleichgeschlechtliche und heterosexuelle Partnerschaften gleichermaßen richtet. Dies sei etwas einmaliges auf der Welt, das seit 1999 in Frankreich Gesetz sei. Denn bisweilen wollten auch ein Mann und eine Frau als Paar zusammenleben und gesetzlich anerkannt werden, ohne zu heiraten. Deswegen sei die ursprünglich für Homosexuelle kreierte Form der Partnerschaft in Frankreich für jeden offen.
Am späten Nachmittag nähert sich der Gay Pride allmählich seinem Ziel. Fast fünf Stunden und 74 Wagen später - an der Bastille löst der Zug sich auf. Auch alle Zufahrtsstraßen zum Place de la Bastille sind von der Polizei abgesperrt. Den Platz und das Denkmal selbst säumt eine unüberschaubare Menschenmenge, die jeden eintreffenden Wagen lautstark jubelnd willkommen heißt.
Philipp: Ich find die Mischung der Leute interessant, weil es sind doch sehr viele Heteros da, die auch wirklich mitgehen und sich zugehörig fühlen. Das find ich ganz toll. In Wien sieht man das nicht so. Paris ist da wirklich sehr offen und freundlich und zugängig. Sicherlich ist es noch eine Demonstration, aber ich glaub die Party ist ein guter Weg zu demonstrieren. Macht braucht nicht immer gewalttätig demonstrieren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen