Donnerstag, 26. Juli 2007

Kater ahnt Tod von Heimpatienten voraus

Oscar ist fluffig, seine Pfötchen sind blütenweiß und samtig weich. Trotzdem ist der Schmusekater vielen Bewohnern im US-Pflegeheim Steere House extrem unheimlich: Denn das Tier scheint den Tod von Kranken vorauszuahnen.

Providence - Das medizinische Personal in Steere House ist von Oscar fasziniert. Der zwei Jahre alte Kater wurde als Kätzchen adoptiert und wuchs in der Abteilung für Demenz des Pflege- und Rehabilitationszentrums im US-Staat Rhode Island auf. Dort werden Patienten mit Alzheimer, Parkinson und anderen Krankheiten behandelt.
Todeskater Oscar: "Er macht nicht viele Fehler"
Nach etwa sechs Monaten fiel den Pflegern auf, dass Oscar in dem Heim seine eigenen Runden machte, ganz wie die Ärzte und Krankenschwestern. Er riecht an Patienten, beobachtet sie und setzt sich neben Menschen, deren Tod innerhalb weniger Stunden bevorsteht.
In 25 Fällen traf seine "Vorhersage" bislang zu.
Das Pflegepersonal ist inzwischen dazu übergangen, die Angehörigen zu verständigen, wenn sich der Kater zu einem Patienten gelegt hat. Denn das bedeutet in der Regel, dass der Kranke noch weniger als vier Stunden lebt. "Er macht nicht viele Fehler. Er scheint zu verstehen, wenn Patienten im Sterben liegen", erklärt der Arzt David Dosa, der das Phänomen in einem Artikel des "New England Journal of Medicine" beschrieb.
Dosa ist Facharzt für Altersheilkunde und Medizinprofessor an der Brown-Universität in Providence. "Viele Angehörige finden Trost darin. Sie finden es gut, dass die Katze ihrem sterbenden Familienmitglied Gesellschaft leistet."
Oscar scheine seine Arbeit ernst zu nehmen, sagt Dosa. Ansonsten halte der Kater eher Distanz. "Er ist keine Katze, die sich besonders zu Menschen hingezogen fühlt."
Oscar könne den Tod besser vorhersagen als die Menschen, die in dem Pflegeheim arbeiten, sagt Joan Teno von der Brown-Universität, die Patienten in dem Heim behandelt und Expertin für die Pflege Todkranker ist. Sie wurde von den Fähigkeiten des Katers überzeugt, als dieser zum 13. Mal richtig lag.
Bei der Untersuchung einer Patientin stellte Teno fest, dass die Frau nichts mehr aß, schwer atmete und ihre Beine bläulich verfärbt waren - Anzeichen, die häufig auf den bevorstehenden Tod hindeuten. Oscar blieb aber nicht im Krankenzimmer, und Teno dachte, dass er sich diesmal wohl geirrt habe. Später stellte sich aber heraus, dass sich die Ärztin selbst um etwa zehn Stunden vertan hatte. Und Oscar erschien zwei Stunden vor dem Tod der Patientin an deren Bett. Die meisten Patienten, denen die grau-weiße Katze einen Besuch abstattet, sind nach Angaben der Ärzte zu krank, um "Oscar" noch zu registrieren. Sie wissen daher nicht, dass er ihren nahen Tod zu spüren scheint. Und die meisten Angehörigen seien froh über den Hinweis. Eine schlüssige Erklärung für die ungewöhnliche Fähigkeit des Katers gibt es bislang nicht. Dem Pflegepersonal ist das egal, so lange Angehörige mit seiner Hilfe eine größere Chance haben, sich von den Sterbenden zu verabschieden. Kürzlich wurde Oscar öffentlich mit einer Wandplakette für seine "mitfühlende Hospiz-Pflege" geehrt.

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