Nach dem Brand im AKW Krümmel geraten Betreiber Vattenfall und die Kieler Landesregierung zunehmend in die Kritik. Greenpeace wirft Firma und Ministerium vor, wichtige Details über die Auswirkungen des Brands auf den Reaktor zurückgehalten zu haben, um den Energiegipfel nicht zu stören.
Als Kanzlerin Angela Merkel am Dienstag im Kanzleramt mit den Chefs von Vattenfall, E.on, EnBW und RWE über die Zukunft der Energieversorgung Deutschlands diskutierte, waren sich alle einig, dass die Kernenergie darin eine wichtige Rolle spielen sollte. Wenn es nach den Stromkonzernen geht, soll der von Rot-Grün beschlossene Atomausstieg nach der Bundestagswahl 2009 wieder kassiert werden. Die CDU plädiert im Entwurf ihres neuen Grundsatzprogramm zumindest für eine Verlängerung der Laufzeiten.
Die traute Einigkeit in Sachen Kernkraft zwischen Union und Stromversorgern wurde jedoch überschattet von den Zwischenfällen am vergangenen Donnerstag in den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel. Das eine AKW musste nach einem Kurzschluss abgeschaltet werden, im anderen geriet ein Trafo in Brand. Betreiber Vattenfall versicherte schnell, der Brand habe keine Auswirkungen auf den Reaktor gehabt. Alles ganz harmlos - so das Fazit.
Doch seit gestern Abend weiß die Öffentlichkeit, dass der Brand in Krümmel sehr wohl Folgen für den Reaktor selbst hatte. Wasserpumpen seien ausgefallen, im Reaktor-Behälter habe es einen Druck- und Füllstandsabfall gegeben, teilte als zuständige Aufsichtsbehörde das Kieler Sozialministerium mit.
Die Frage ist nun, wie dem Pressesprecher von Vattenfall, der noch am Freitag Auswirkungen auf den Reaktor bestritten hatte, Derartiges entgehen konnte. Die Kernreaktoren sind über und über mit Sensoren bestückt, die bei jeder kleinsten Abweichungen von den Richtwerten Alarm schlagen. Ein Druck- und Füllstandsabfall beim Kühlwasser ist keine Kleinigkeit - im Extremfall kann sie zu einer Kernschmelze führen, wenn nachfolgende Sicherheitssysteme versagen.
Mit Sicherheit wusste das Bedienpersonal in Krümmel also schon am Donnerstag, dass der Brand Auswirkungen auf den Reaktor hatte. Vattenfall hat dies am heutigen Mittwoch auch bestätigt und erklärt, man habe das Kieler Ministerium als zuständige Aufsichtsbehörde bereits am Donnerstag - "unmittelbar nach dem Brand und der Schnellabschaltung" - über die "Auffälligkeiten" informiert.
Jörg Feddern, Kernkraft-Experte bei Greenpeace, erhebt deshalb schwere Vorwürfe gegen Vattenfall und das Kieler Sozialministerium: "Die Öffentlichkeit ist hinters Licht geführt worden", sagte er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. "Wir müssen uns bei jedem Zwischenfall fragen, ob die Betreiber die Wahrheit sagen."
Informationen bewusst zurückgehalten?
Feddern wundert sich besonders über den Zeitpunkt, an dem das Kieler Sozialministerium darüber informierte, dass sich das Trafo-Feuer doch auf den Reaktor ausgewirkt hat. Erst am Dienstagabend wurde die Meldung publiziert, da war der Energiegipfel in Berlin gerade zu Ende gegangen. "Womöglich wollte man den Zwischenfall im Vorfeld des Energiegipfels kleinreden - das ist aber nur eine Vermutung", so Feddern.
SPIEGEL ONLINE hat Vattenfall um weitere Informationen zum Brand in Krümmel gebeten - bislang jedoch keine Antwort erhalten.
"Es gibt keinen Zusammenhang mit dem Energiegipfel", sagte Oliver Breuer, Sprecher des schleswig-holsteinischen Sozialministeriums im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. "Wir hatten erst gestern alle Informationen zusammen. Es ist nicht unser Interesse, etwas zu verschleiern." Am Freitag hätten dem Ministerium "lediglich vage Hinweise" vorgelegen, dass es zu "Auffälligkeiten im Reaktorbereich" gekommen sei, sagte er.
Bevor die Öffentlichkeit habe informiert werden können, habe man die Hinweise aber erst verifizieren müssen. "Wir können als Aufsichtsbehörde nur mit belastbaren Aussagen an die Öffentlichkeit gehen", betonte Breuer. "Gerade bei einem so sensiblen Bereich wie dem Druckbehälter wäre die Panik sonst wesentlich größer gewesen." Die Bestätigung der Störungen im Reaktorbereich hätten die Gutachter erst am Dienstag geliefert. Danach sei die Öffentlichkeit informiert worden.
Warum aber hat das Sozialministerium nicht Vattenfall-Statements korrigiert, laut denen es keine Probleme am Reaktor selbst gab? "Wir konnten das weder dementieren noch bestätigen", sagte Breuer. Die vagen Informationen über "Auffälligkeiten" hätten dazu nicht gereicht. Dass es keine Probleme am Reaktor gab, habe nur Vattenfall behauptet, nicht aber das Ministerium.
Breuer sagte, der Brand habe "keine unmittelbaren Auswirkungen" auf den Reaktor gehabt. Es seien aber "Auffälligkeiten" im Zusammenhang mit der Abschaltung aufgetreten, deren Ursachen seien noch unbekannt. "Es war trotzdem jederzeit genügend Wasser über den Brennstäben", betonte Breuer. Trotz dieser Auffälligkeiten sei die Sicherheit der Anlage gewährleistet gewesen.
Als Kanzlerin Angela Merkel am Dienstag im Kanzleramt mit den Chefs von Vattenfall, E.on, EnBW und RWE über die Zukunft der Energieversorgung Deutschlands diskutierte, waren sich alle einig, dass die Kernenergie darin eine wichtige Rolle spielen sollte. Wenn es nach den Stromkonzernen geht, soll der von Rot-Grün beschlossene Atomausstieg nach der Bundestagswahl 2009 wieder kassiert werden. Die CDU plädiert im Entwurf ihres neuen Grundsatzprogramm zumindest für eine Verlängerung der Laufzeiten.
Die traute Einigkeit in Sachen Kernkraft zwischen Union und Stromversorgern wurde jedoch überschattet von den Zwischenfällen am vergangenen Donnerstag in den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel. Das eine AKW musste nach einem Kurzschluss abgeschaltet werden, im anderen geriet ein Trafo in Brand. Betreiber Vattenfall versicherte schnell, der Brand habe keine Auswirkungen auf den Reaktor gehabt. Alles ganz harmlos - so das Fazit.
Doch seit gestern Abend weiß die Öffentlichkeit, dass der Brand in Krümmel sehr wohl Folgen für den Reaktor selbst hatte. Wasserpumpen seien ausgefallen, im Reaktor-Behälter habe es einen Druck- und Füllstandsabfall gegeben, teilte als zuständige Aufsichtsbehörde das Kieler Sozialministerium mit.
Die Frage ist nun, wie dem Pressesprecher von Vattenfall, der noch am Freitag Auswirkungen auf den Reaktor bestritten hatte, Derartiges entgehen konnte. Die Kernreaktoren sind über und über mit Sensoren bestückt, die bei jeder kleinsten Abweichungen von den Richtwerten Alarm schlagen. Ein Druck- und Füllstandsabfall beim Kühlwasser ist keine Kleinigkeit - im Extremfall kann sie zu einer Kernschmelze führen, wenn nachfolgende Sicherheitssysteme versagen.
Mit Sicherheit wusste das Bedienpersonal in Krümmel also schon am Donnerstag, dass der Brand Auswirkungen auf den Reaktor hatte. Vattenfall hat dies am heutigen Mittwoch auch bestätigt und erklärt, man habe das Kieler Ministerium als zuständige Aufsichtsbehörde bereits am Donnerstag - "unmittelbar nach dem Brand und der Schnellabschaltung" - über die "Auffälligkeiten" informiert.
Jörg Feddern, Kernkraft-Experte bei Greenpeace, erhebt deshalb schwere Vorwürfe gegen Vattenfall und das Kieler Sozialministerium: "Die Öffentlichkeit ist hinters Licht geführt worden", sagte er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. "Wir müssen uns bei jedem Zwischenfall fragen, ob die Betreiber die Wahrheit sagen."
Informationen bewusst zurückgehalten?
Feddern wundert sich besonders über den Zeitpunkt, an dem das Kieler Sozialministerium darüber informierte, dass sich das Trafo-Feuer doch auf den Reaktor ausgewirkt hat. Erst am Dienstagabend wurde die Meldung publiziert, da war der Energiegipfel in Berlin gerade zu Ende gegangen. "Womöglich wollte man den Zwischenfall im Vorfeld des Energiegipfels kleinreden - das ist aber nur eine Vermutung", so Feddern.
SPIEGEL ONLINE hat Vattenfall um weitere Informationen zum Brand in Krümmel gebeten - bislang jedoch keine Antwort erhalten.
"Es gibt keinen Zusammenhang mit dem Energiegipfel", sagte Oliver Breuer, Sprecher des schleswig-holsteinischen Sozialministeriums im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. "Wir hatten erst gestern alle Informationen zusammen. Es ist nicht unser Interesse, etwas zu verschleiern." Am Freitag hätten dem Ministerium "lediglich vage Hinweise" vorgelegen, dass es zu "Auffälligkeiten im Reaktorbereich" gekommen sei, sagte er.
Bevor die Öffentlichkeit habe informiert werden können, habe man die Hinweise aber erst verifizieren müssen. "Wir können als Aufsichtsbehörde nur mit belastbaren Aussagen an die Öffentlichkeit gehen", betonte Breuer. "Gerade bei einem so sensiblen Bereich wie dem Druckbehälter wäre die Panik sonst wesentlich größer gewesen." Die Bestätigung der Störungen im Reaktorbereich hätten die Gutachter erst am Dienstag geliefert. Danach sei die Öffentlichkeit informiert worden.
Warum aber hat das Sozialministerium nicht Vattenfall-Statements korrigiert, laut denen es keine Probleme am Reaktor selbst gab? "Wir konnten das weder dementieren noch bestätigen", sagte Breuer. Die vagen Informationen über "Auffälligkeiten" hätten dazu nicht gereicht. Dass es keine Probleme am Reaktor gab, habe nur Vattenfall behauptet, nicht aber das Ministerium.
Breuer sagte, der Brand habe "keine unmittelbaren Auswirkungen" auf den Reaktor gehabt. Es seien aber "Auffälligkeiten" im Zusammenhang mit der Abschaltung aufgetreten, deren Ursachen seien noch unbekannt. "Es war trotzdem jederzeit genügend Wasser über den Brennstäben", betonte Breuer. Trotz dieser Auffälligkeiten sei die Sicherheit der Anlage gewährleistet gewesen.
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