Donnerstag, 28. Februar 2008

Microsoft-Pionier vermacht Homo-Gruppen 65 Millionen

Ric Weiland nahm sich 2006 das Leben – ein Großteil seines Vermögens geht jetzt in die Community.

Von Dennis Klein

Er war von Anfang an dabei: 1975 heuerte Bill Gates persönlich den Stanford-Absolventen Ric Weiland an. Der 22-Jährige war damit einer der ersten fünf Mitarbeiter der Garagen-Firma Microsoft. Als Hauptprogrammierer für die Computersprachen Basic und Cobol half er dem kleinen Unternehmen, ein Weltkonzern zu werden. Ihn machte der Erfolg schnell zum Millionär, der sich auch gerne politisch und sozial engagierte. Allerdings kämpfte er Zeit seines Lebens gegen Depressionen – und nahm sich im Sommer 2006 im Alter von 53 Jahren das Leben. Weiland hinterließ seinen Lebenspartner Mike Schaefer.

Größte Homo-Spende aller Zeiten

Auch nach dem Tod setzt sich der Programmierer der ersten Stunde für Homo-Rechte ein: Er spendete schwul-lesbischen Gruppen insgesamt 65 Millionen Dollar (44 Millionen Euro). Für diesen Zweck ist das die größte je gemachte Spende. Das Geld geht an zehn verschiedene Lobby-Organisationen wie den Servicemembers Legal Defense Network oder die Gay & Lesbian Alliance Against Defamation, die persönlich von Weiland ausgesucht wurden. 19 Millionen Dollar gehen direkt an die Pride Foundation, die er vor wenigen Jahren selbst gegründet hat. Diese Organisation vergibt Stipendien, um so in zukünftige Führungspersönlichkeiten für Schwule und Lesben zu investieren.
Weitere 95 Millionen Dollar vermacht Weiland anderen gemeinnützigen Organisationen – vor allem im Bereich des Umweltschutzes – und an seine Alma Mater, die Stanford-Universität.

Aber auch schon zu Lebzeiten stellte sich Weiland in den Dienst der Sache, nachdem er 1988 bei Microsoft als steinreicher Mann kündigte: Zeit seines Lebens spendete er geschätzte 30 Millionen Dollar an diverse Organisationen. Der Philanthrop selbst arbeitete als Homo-Aktivist im Nordosten der Vereinigten Staaten. So kämpfte er darum, dass General Electric, immerhin die zweitgrößte Firma der Welt, zur Jahrhundertwende Antidiskriminierungsrichtlinien für Schwule und Lesben erließ und so einen regelrechten Trend in der US-Wirtschaft startete.

Er sorgte auch mit Eigenkapital dafür, dass das traditionsreiche Homo-Medienhaus PlanetOut (heute: "The Advocate", Gay.com) den Crash der Internetfirmen im Jahr 2000 überlebte. Auf seinen ehemaligen Chef scheint Weiland Einfluss hinterlassen zu haben: Microsoft gehört nicht nur zu den homofreundlichsten Konzernen der Vereinigten Staaten, Bill Gates hat im vergangenen Jahr höchstselbst die Mehrheit an PlanetOut übernommen.

Spendenkultur in Amerika

Großspenden wie diese sind in den USA nicht unüblich. Auch zu Lebzeiten engagieren sich viele Multimillionäre karitativ. Das spektakulärste Geschenk war das des Investors Warren Buffet, der vor zwei Jahren 37 seiner 52 Milliarden Dollar spendete – den größten Teil davon erhielt die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, die vor allem die Armut in der Dritten Welt bekämpfen will.

In Deutschland sind derlei Spenden – ob vor oder nach dem Tod – allerdings nicht üblich. Während hierzulande pro Kopf und Jahr durchschnittlich knausrige 50 Euro für wohltätige Zwecke abgezweigt werden, sind es in den USA mehr als zehn Mal so viel. Dabei gibt es auch hierzulande Stiftungen, gerade im schwul-lesbischen Bereich, die dringend auf Zuwendungen angewiesen sind. So wurde erst vor rund zwei Wochen die Gründung der Arcus-Stiftungsinitiative bekannt gegeben, die Schwulen und Lesben ganzheitlich in Jugend- und Altenarbeit, der Selbsthilfe und der Akzeptanzförderung unter die Arme greifen will. Spender – ob große oder kleine – sind allerdings noch rar.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen