Montag, 18. Februar 2008

Helgolands Befreier wird 80

Den Titel "Retter Helgolands" findet er übertrieben, doch seiner geschichtlichen Bedeutung ist sich René Leudesdorff durchaus bewusst. "Die Insel wäre ein paar Jahre später auch ohne uns an Deutschland zurückgegeben worden", sagt der ehemalige Pastor. Durch seine abenteuerliche Aktion sei es eben etwas schneller passiert. "Das Ziel war wichtiger als das Abenteuer", betont der Pensionär, der heute 80 Jahre alt wird.

Rückblende: Es ist Ende 1950. Der Theologiestudent Leudesdorff aus Heidelberg und sein Kommilitone Georg von Hatzfeld setzen auf das britisch besetzte Helgoland über und hissen dort eine Europa- und eine Deutschlandflagge. Die geräumte Insel war damals Übungsziel für britische Bomber. Es habe einen Widerspruch in der Politik gegeben, so Leudesdorff. "Auf der einen Seite sollte Deutschland wieder bewaffnet werden, um den Westen zu verteidigen, auf der anderen Seite wurde deutsches Gebiet noch vom Westen bombardiert." Darauf habe er hinweisen wollen. "Wir hatten vier Ziele: Wir waren gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands, das Bombardement der Insel sollte aufhören, die Helgoländer zurückkehren und zuletzt ein vereintes Europa", erzählt Leudesdorff, der heute in Flensburg wohnt. "Es gab das erste Mal das, was man heute zivilen Ungehorsam nennt".

Die friedliche Protestaktion, die zwei Journalisten begleiteten, wurde europaweit bekannt. Die britische Regierung geriet unter Druck, sodass die Verhandlungen über die Freigabe der Insel wieder aufgenommen wurden. Am 1. März 1952 war es dann so weit: Helgoland gehörte wieder zu Deutschland, und die Helgoländer Bevölkerung konnte nach Bombenräumung und Wiederaufbau auf die Insel zurückkehren. Noch heute ist Leudesdorff stolz auf den Coup.

1993 zeichnete der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker ihn und von Hatzfeld für die wohl erste deutsche gewaltfreie Aktion nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse aus.

Seinen Geburtstag feiert der Jubilar nicht auf der Hochseeinsel, wo er noch vor ein paar Tagen war, sondern mit seiner Familie in Baden-Württemberg, doch danach will er schnell zurück nach Flensburg: "Ich liebe den Norden."

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