Dienstag, 3. März 2009

Was in Israel passiert, wenn Frauen nicht in die Armee gehen wollen

Auch dieses Jahr publizierte die israelische Armee die Zahl der Rekrutierten unter den zur Armee geeigneten 18-jährigen (d.h jüdische Israelis und keine palästinensische Israelis die aus „Sicherheitsgründen“ nicht eingezogen werden).
Und auch dieses Jahr hat der Prozentsatz der Eingezogenen abgenommen: 25,8% der Männer und 44% der Frauen finden ihren Weg aus der Armee raus (1991 waren es 18,2% und 32,8 % im Vergleich). Eine der vielen Methoden für Frauen der Einberufung zu entkommen, ist neben Heirat oder sich als physisch ungeeignet darzustellen („verrückt spielen“) eine weitere Möglichkeit sich als religiöse Frau auszugeben, denn die Armee ist mit den religiösen Behörden übereingekommen, keine religiösen Mädchen zu rekrutieren.
Nun ist die Zahl der „religiösen“ Frauen zu hoch geworden und die Armee geht davon aus, dass ein Viertel aller religiösen Frauen keinen religiösen Lebensstil führen. Um die „Lügnerinnen“ zu finden und zu bestrafen, setzt die Armee eine private Detektiv-Firma ein, die die junge Frauen in ihrem privaten Leben überwachen und damit Beweise für ihren säkularen Lebensstil liefern soll.
Um zukünftige Drückebergerinnen einzuschüchtern, hat der Armeesprecher den Medien Bilder und Überwachungsgeschichten zukommen lassen und erklärte, dass viele andere Mädchen unter Überwachung stehen würden. In einem Artikel wurde berichtet, dass ein Mädchen gesehen worden sei, in ein Taxi am Samstag eingestiegen zu sein (in Judentum darf man am Samstag nicht im Autos fahren) um ihren Freund zu treffen, mit ihm sie sich auch geküsst hätte (das Judentum verbietet zwar keine Küsse, aber es ist ungewöhnlich für ein religiöses Mädchen vor ihrer Hochzeit mit einem Mann physische Kontakt zu haben).
Ein Bild eines küssenden Paares wurde als Beweis im Artikel publiziert. Die Bespitzelung von jungen Frauen ist nicht die einzige Taktik der Armee die von ihr freigestellten „Drückeberger“ einzuschüchtern. Die Militär-Psychologen haben neue Befehle bekommen, die die Entlassung von Menschen, die psychologische Probleme zeigen, viel schwerer macht. Gleichzeitig führt die Armee Hetzkampagnen in den Medien gegen die „Drückeberger“ und ruft Politiker auf, das Problem des „Ausweichens“ (Hishtamtut auf Hebräisch) durch härtere Gesetze zu bekämpfen; z.B keine Führerscheine für durch den Militär-Psychologen freigestellte Menschen oder ein Auftrittsverbot bei staatlichen Festivitäten für Künstler_innen, die nicht in der Armee waren.
Neben den vielen 18-jährigen in Israel, die „unpolitische“ Wege aus der Armee finden, gibt es auch solche, die ihre Weigerung Soldaten zu werden öffentlich und laut verkünden und damit gegen die Apartheidpolitik Israels in den besetzten Gebieten, die von der Armee aufrechterhalten wird, protestieren.
Raz Bar-David Varon und Maya Yechieli Wind sind zwei Mädchen, die jetzt im Militär-Gefängnis sitzen wegen ihrer politischen Verweigerung und seit 6 Monaten immer wieder eingesperrt werden. Andere junge Frauen und Männer warten auf ihren Einberufungstag an dem sie auch in Knast geschickt werden sollen.

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