Mittwoch, 31. Januar 2007

Vatikan empört über Beicht-Reportage

Der Vatikan zeigte sich empört über die Titelgeschichte des italienischen Magazins "L'Espresso", in der ein Reporter über von ihm abgelegte fiktive Beichten zu Themen wie Abtreibung oder Homosexualität berichtet.

Der Journalist hatte in 24 katholischen Kirchen Priestern von angeblichen Sünden berichtet und dabei in vielen Fällen die Absolution erhalten, berichtet die Nachrichtenagentur APA.
Die vatikanische Staatszeitung "L'Osservartore Romano" nannte die Recherche-Beichten ein "widerliches Unterfangen" und eine "Schande". Bischof Giuseppe Betori, Generalsekretär der italienischen Bischofskonferenz, beschuldigte den Reporter, sich "ins Herz des kirchlichen Lebens, nämlich in das Sakrament der Vergebung" eingeschlichen zu haben. Das sei eine "tiefe Verletzung religiöser Gefühle".
Der "L-Espresso"-Artikel war unter anderem eine Reaktion auf den erbittert geführten Kampf der Kirche gegen die Einführung von Eingetragenen Partnerschaften in Italien (queer.de berichtete).

Dienstag, 30. Januar 2007

Hu Jintao: Afrikas Lieblingsgast

China ist in ganz Afrika präsent und vor allem bei der Ausbeutung aller Arten von Rohstoffen engagiert. Das Interesse an Afrika unterstreicht Hu Jintao jetzt mit einer Reise durch acht Länder.

Chinas Bruttosozialprodukt verdoppelt sich alle sieben Jahre. Dieses Wirtschaftswunder stößt aber nicht nur Unmengen an Produkten für die Märkte der Welt aus, es verschlingt zugleich gewaltige Ressourcen. Ressourcen-Sicherung hat deshalb einen hohen Stellenwert in der chinesischen Politik. Kaum im Amt, hat Präsident Hu Jintao deshalb schon 2004 die Stärkung der Beziehungen zum rohstoffreichen Afrika angekündigt.

Es blieb nicht bei leeren Worten. Neben einer intensiven Reisediplomatie war besonders der China-Afrika-Gipfel in Peking im November 2006 wichtig. Bereits die Dimensionen dieses Treffens waren gewaltig: 1700 Delegierte aus China und Afrika kamen zusammen, 48 afrikanische Staaten waren vertreten, davon 41 durch ihre Staats- oder Regierungschefs. Peking war im Ausnahmezustand - die Hälfte der Autos war zur Verkehrsberuhigung von den Straßen verbannt, die ihrerseits durch gewaltige Poster mit afrikanischen Motiven geschmückt waren.

Besser als der Westen

So viel Aufmerksamkeit kam bei den Gästen an. Der Staatspräsident von Botswana, Festus Mogae, zeigte sich beeindruckt: "Ich finde, die Chinesen behandeln uns ebenbürtig. Der Westen behandelt uns als ehemalige Untertanen. Ich bevorzuge die Haltung der Chinesen."

Am Ende des Gipfels standen die "Pekinger Erklärung" und ein "Aktionsplan bis 2009". Neben der üblichen Konferenz-Rhethorik standen konkrete Hilfszusagen in diesen Papieren: So will China innerhalb der nächsten drei Jahre fünf Milliarden Dollar an Krediten vergeben. China - selbst noch Empfänger von Entwicklungshilfe - will seine eigene Hilfe für Afrika verdoppeln.

Daneben schlossen chinesische Firmen Investitionsabkommen mit elf afrikanischen Staaten in Höhe von knapp zwei Milliarden Dollar ab. Trocken merkte in Peking der äthiopische Regierungschef Meles Zenawi zu den neuen Verhältnissen an: "China hat heute mehr Mittel zur Hand, um Afrika bei der Überwindung seiner ökonomischen Schwierigkeiten zu helfen und hat bereits einen spürbaren Einfluss auf Afrikas wirtschaftliche Zukunft

Finstere Handelsstruktur

Aufwändige Gipfeltreffen wie in Peking betrachtet Dirk Messner, Leiter des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik in Bonn, vor allem unter symbolischen Aspekten. Aber auch die sei eben wichtig, sagt Messner. China halte Afrika für einen strategischen Partner. Die westlichen Industrieländer dagegen würden die afrikanischen Länder in der Regel als "verlorene Fälle in einer Woge von politischer und ökonomischer Instabilität wahrnehmen". Das führe dazu, dass China in Afrika sehr positiv gesehen werden - "als neuer Partner, mit dem man neue Initiativen entfalten kann".

Die neuen Initiativen haben zu einer Explosion des Handels geführt. Der hat sich seit 2000 vervierfacht, auf 50 Milliarden Dollar jährlich. Bis 2010 soll er sich noch einmal verdoppeln. Allerdings sieht die Handelsstruktur aus wie zu finstersten Zeiten des Kolonialismus: Afrika exportiert Rohstoffe, insbesondere Rohöl und unverarbeitete Metalle. Im Gegenzug importiert es dafür chinesische Konsumgüter wie Kleidung, Plastikprodukte oder Elektrogeräte.

Keine politische Einmischung

Langfristig droht damit für Afrika die Gefahr, in der Rohstoff-Falle gefangen zu werden. Eine eigenständige Verarbeitung der Rohstoffe wird immer schwieriger. Das sehen inzwischen auch afrikanische Kritiker so. Auf dem Weltsozialgipfel in Nairobi fragte der kenianische Sozialwissenschaftler Isaac Mbeche daher kritisch: "Will die chinesische Regierung eine ernsthafte Partnerschaft mit den Ländern Afrikas, oder will sie nur Afrikas Rohstoffe ausbeuten?"

Aus westlicher Sicht gibt es einen weiteren Kritikpunkt, erläutert Messner: "Dass China in Afrika mit Regimes zusammenarbeitet, die in ihrer Menschenrechtspolitik und in Bezug auf die politischen Systeme inakzeptabel sind". Ein Beispiel ist Sudan, das die zweite Station von Hu Jintaos Afrika-Reise wird. "Khartum ist zu einem der wichtigsten Öllieferanten für China geworden. Aber der Energieverbündete belastet Peking auch. Der Westen drängt Peking, endlich seinen Einfluss auf das Regime zu nutzen, um die humanitäre Krise in Darfur zu lösen. Bislang allerdings ist noch jeder Versuch einer Internationalisierung der Darfur-Krise an Chinas Veto im Weltsicherheitsrat gescheitert."

"Die regierenden Klassen des Westens sind arrogant"

Wang Hongyi, Afrika-Experte vom Institut für Internationale Beziehungen in Peking, erläutert die chinesische Position: "Wie soll man mit anderen Staaten umgehen? Über diese Frage hat China eine andere Meinung als der Westen. Chinas Maxime der Nicht-Einmischung in innere Angelegenheiten anderer Länder entspricht der Charta der UN. Sie ist das grundsätzliche Prinzip der chinesischen Diplomatie und hat sich in der Praxis bewährt."

Es erstaunt wenig, dass diese Haltung bei den Regierenden in Afrika gut ankommt. Für sie wird es einfacher, wenn China Kredite vergibt, ohne zugleich gute Regierungsführung zu fordern oder die betroffene Bevölkerung an den Maßnahmen zu beteiligen. Das Statement des ugandischen Staatschefs Yoweri Museveni beim Afrika-Gipfel in Peking sprach für sich: "Die regierenden Klassen des Westens sind arrogant, und überheblich. Sie mischen sich in die Angelegenheiten anderer Leute ein, während die Chinesen bloß mit dir handeln."

Negativ-Seiten: Kein Technologietransfer

Diese Geschäfte sind allerdings nicht für alle profitabel. Die Schwemme billiger Konsumgüter aus China zwingt nicht nur die nationalen Industrien in die Knie, etwa im Textil-Sektor. Der Import wird zudem über chinesische Händlernetze abgewickelt - zu Lasten lokaler Kleinhändler. Und während Deutschland Mikrokredite vergibt und Solaranlagen fördert, bauen die Chinesen Straßen und Kraftwerke, Häfen und Staudämme. Allerdings machen sie das gleich selbst. Die Rede ist von 80.000 chinesischen Entwicklungsarbeitern in Afrika.

Aber kein Afrikaner verdient etwas an diesen Projekten, auch Technologietransfer findet nicht statt. In Sambia zum Beispiel streiken die Arbeiter einer von Chinesen betriebenen Kupfermine. Die Bezahlung sei zu schlecht - genau wie die Arbeitsbedingungen.

Dennoch ist der Beitrag zur Infrastrukturverbesserung unübersehbar - und die Chinesen beeindrucken durch ihren Pragmatismus und ihre Effizienz, sagt Afrika-Experte Wang Hongyi: "Afrika kann mehr von der Zusammenarbeit mit China als mit dem Westen profitieren. Um mit China zusammenzuarbeiten, brauchen sie keine politischen Bedingungen zu erfüllen."


Matthias von Hein

Sonntag, 28. Januar 2007

BLINDER PASSAGIER IM JUMBO-FAHRWERK

Tödliche Reise nach L.A.

Die Reise als blinder Passagier in die USA hat ein junger Mann mit dem Leben bezahlt: Ein Pilot hat ihn auf dem Flughafen von Los Angeles im rechten Fahrgestell tot aufgefunden.

Los Angeles - Der Mann hatte sich im Fahrwerkschacht einer von London nach Los Angeles fliegenden British-Airways-Maschine versteckt. Der Pilot der Boeing 747-400 entdeckte ihn nach der Landung im rechten Fahrgestell - tot, wie eine Flughafensprecherin mitteilte.

Immer wieder sterben blinde Passagiere bei ihren Reisen im Versteck. So war erst am 12. Januar im Fahrwerk eines Passagierflugzeugs der US-Gesellschaft Delta ein junger Afrikaner tot aufgefunden worden. Das Flugzeug war von Dakar im Senegal nach Atlanta geflogen. Der Mann habe sich in Dakar in dem Flugzeug versteckt und sei in dem Fahrwerk erstickt, stellten Ermittler fest.

Muttersöhnchen für Vatikan nicht ehetauglich

Impotenz, Angst vor Sex oder Drogensucht sind für den Vatikan triftige Gründe für die Annullierung einer Ehe. Von Männern wird zudem erwartet, dass sie sich von ihrer Mutter abnabeln.

Im Jahr 2005 erklärten die Richter des päpstlichen Familiengerichts - der Sacra Rota - lediglich 69 Ehen für nichtig, wie die italienische Zeitung «Corriere della Sera» berichtet. Impotenz und Angst vor Sex, Alkoholismus oder Drogensucht würden als Gründe anerkannt. Wenn «Aversion gegen Sex» als ein Scheidungsgrund angeführt werde, müsse diese durch ein medizinisches Gutachten genau belegt werden, hieß es.

Eine Ehe kann nach Ansicht des Vatikans aber auch durch die psychologische Abhängigkeit eines Mannes von seiner Mutter unmöglich werden. Die «mammoni» seien nicht in der Lage, ohne Einmischung der Mutter gemeinsam mit der Ehefrau Entscheidungen zu treffen, kommentierte die Zeitung. Dies gebe einer Ehe keine rechte Chance.

Papst Benedikt XVI. trat allerdings dem Eindruck entgegen, der Vatikan wolle zu Annullierungen von Ehen ermuntern. Der Bund fürs Leben sei unauflöslich, mahnte der Papst. Er kritisierte, auch viele Christen würden die «Wahrheit der Ehe» nicht mehr erkennen.

Viele seien heute der Auffassung, die Unauflöslichkeit der Ehe sei «ein Ideal, an das normale Christen sich nicht mehr halten müssten», so der Pontifex. Auch sei die Annullierung einer katholischen Ehe nicht mit einer Scheidung gleichzusetzen.

Samstag, 27. Januar 2007

Zehntausende protestieren gegen Irak-Krieg

Protest gegen den Irak-Krieg in Washington (Foto: AP)

Der Demokrat Dennis Kucinich spricht bei der Antikriegsdemonstration in Washington

In der US-Hauptstadt Washington sind zehntausende Menschen gegen den Irak-Krieg auf die Straße gegangen. Sie folgten einem Aufruf des Bündnisses "Vereint für Frieden und Gerechtigkeit", in dem 1400 Antikriegsgruppen vereint sind.

Die Teilnehmer protestierten gegen die von US-Präsident George W. Bush angekündigte Entsendung von zusätzlich 21.500 Soldaten in den Irak. Der seit kurzem von den Demokraten beherrschte Kongress wurde aufgefordert, sich für einen Abzug der US-Truppen einzusetzen. "Schickt die Truppen nach Hause zurück, jetzt", hieß es auf vielen Plakaten.

Jane Fonda, Eve Ensler und Jean Penn  (Foto: AP )

Jane Fonda, Eve Ensler und Jean Penn bei der Demonstration gegen den Irak-Krieg

Als Sprecher der Kundgebung hatten sich unter anderem der demokratische Präsidentschaftsbewerber aus Ohio, Dennis Kucinich, der Bürgerrechtler Jesse Jackson, die Antikriegsaktivistin Jane Fonda sowie die Schauspieler Susan Sarandon und Tim Robbins angesagt.

Die Teilnehmer waren mit Bussen aus allen Teilen der USA angereist, unter ihnen Mitglieder des Militärs und Angehörige von Soldaten, die im Irak stationiert waren.

VideoAnti-Kriegsdemo in Washington

Frankreich: Hass-Politiker verurteilt

Der französischer Parlamentsabgeordneter der konservativen UMP Christian Vanneste ist wegen schwulenfeindlicher Äußerungen zu einer Geldstrafe von 3.000 Euro verurteilt worden und muss außerdem 2.000 Euro an die drei Homo-Gruppen zahlen, die den
Prozess gegen ihn angestrengt hatten.

Vanneste hatte 2004 in der Debatte um die Öffnung der Ehe Schwule und Lesben als "minderwertig" und "Gefahr für die Menschheit" bezeichnet (queer.de berichtete).
Nach dem vor über zwei Jahren eingeführten Gesetz gegen Hass-Äußerungen hätte dem Abgeordneten der Nationalversammlung sogar eine Gefängnisstrafe von bis zu sechs Monaten drohen können.
  • Homo-Gruppen begrüßten die Verurteilung.
In einer gemeinsamen Pressemitteilung kündigten sie an, weiter Politiker anzuklagen, die sich extrem schwulenfeindlich äußerten. Man müsste diese Leute verfolgen, weil "homophobe Kommentare inspirieren und legitimieren verbale und körperliche Angriffe auf Schwule und Lesben." Vanneste kündigte seinerseits an, vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof Berufung einzulegen. Beobachter rechnen nicht damit, dass Straßburg das Urteil aufhebt.