Großmütter - oft die einzige Hoffnung für ihre Enkel
Weltweit gibt es inzwischen 15 Millionen AIDS-Waisen. Und ihre Zahl steigt täglich weiter.
- In vielen afrikanischen Dörfern ist die Generation der Eltern gestorben.
- In einigen Regionen des südlichen Afrika leben mehr als 60 Prozent der Waisen bei ihren Großeltern.
In den allermeisten Fällen sind es die Großmütter, die sich um die Versorgung der Enkel kümmern.
In Afrika und Asien lebt mittlerweile jedes fünfte Waisenkind bei seiner Großmutter. In Südafrika, Simbabwe und Namibia sind mehr als 60 Prozent der AIDS-Waisen bei ihrer Großmutter untergekommen. In Ghana, Malawi, Tansania und Thailand sind es 50 Prozent. Oft sorgt eine einzige Großmutter für fünf, zehn oder gar 20 Kinder. Die Frauen haben nicht genug Geld, um für Nahrung, Kleidung und Medikamente aufzukommen. Die Kinder können nicht zur Schule gehen, weil keine Mittel für Schulgeld, Busfahrkarten, Hefte, Stifte und Bücher vorhanden sind.
Leben für das Enkelkind: Alista aus Mosambik
Alista aus Mosambik ist eine dieser vergessenen Heldinnen. Trotz Krankheit kümmert sie sich um die fünfjährige Germa. Sie lebt mit ihrer Enkeltochter in einer Lehmhütte, die nur notdürftigen Schutz gegen die häufigen Regengüsse bietet. Im Innern ist es feucht und dunkel, die Hütte hat keine Fenster. Germas Mutter lebt schon lange nicht mehr bei ihrer Familie. Alina vermutet, dass sich ihre Tochter als Prostituierte infiziert hat. Als es ihr immer schlechter ging, ließ sie Germa bei ihrer Großmutter zurück und verschwand. Außer Alista gibt es niemanden, der sich um das Mädchen kümmern kann. Denn alle fünf Tanten und Onkel sind bereits gestorben. Für Germa ist ihre Großmutter die einzige Hoffnung.
Bisher bekommen Großmütter wie Alista nur wenig Hilfe. Und dabei gibt es täglich mehr Waisen. Angesichts ihrer enormen Zahl streben Hilfsorganisationen und Regierungen an, die Last in den ländlichen Gebieten auf die gesamte Dorfgemeinschaft zu verteilen und Waisenhäuser zu schließen. Die Großmütter brauchen dabei am meisten Unterstützung.
Schule für AIDS-Waisen
Zusammen mit Hilfsorganisation wie HelpAge hilft UNICEF gezielt alten Menschen, die Waisenkinder großzuziehen. Eine freiwillige Helferin besucht Alista jetzt regelmäßig. Sie bespricht mit ihr die dringendsten Sorgen und hilft beim Wasser holen und Holz sammeln, wenn Alista zu schwach ist. Die Help-Age-Helferin sorgt auch dafür, dass die Enkelin von den Behörden eine so genannte Armutsbescheinigung erhält. Nur so bekommt Germa einen Platz in der Schule, ohne Schulgebühren zu zahlen. Zwar kostet die Schule nur umgerechnet einen US-Dollar im Jahr, aber das wäre für Alista unerschwinglich. Da die mittlere Generation im südlichen Afrika vielerorts ausgestorben ist, gibt es niemanden mehr, der für Arbeitseinkommen sorgen kann. Mit der wachsenden Zahl von Waisen steigt auch das Armutsrisiko sowohl der Kinder als auch ihrer Großeltern.
Mit Spenden aus Deutschland unterstützt UNICEF die Organisation HelpAge, deren Helfer mittlerweile in mehr als 50 Dörfern von AIDS betroffene Familien besuchen. Dazu gehört die Schulung von Helfern, die Beschaffung von Fahrrädern für Hausbesuche sowie die Versorgung der Waisen mit Schulheften und Stiften. 20.000 Waisen erhalten so Zugang zu sozialen Leistungen. „Ich möchte, dass Germa zur Schule geht. Es ist das Wichtigste, was ein Mensch für seine Zukunft tun kann“, sagt Alista, die selbst nie lesen und schreiben gelernt hat. „Für mich selbst hoffe ich nur, dass ich noch eine Weile am Leben bleibe“, sagt sie und lächelt ihrer Enkeltochter zu.
UNICEF-Aktion „Vergessene Heldinnen“