Damit zieht MySpace gewissermaßen die Notbremse, offenbar will man sich nicht länger dem Verdacht aussetzen, Minderheiten wie Schwule und Lesben zu diskriminieren. Denn die "Zensur" der Kids On TV-Seite, mit der der Band 14.000 Kontakte verloren gingen, entfachte einen Sturm der Entrüstung, den man so bei MySpace sicher nicht erwartet hat.
Musiker wie Kimya Dawson und die Chicks On Speed brachten in dem von Kids On TV gegründeten Netzwerk "Myspace Political Censorship" eine Diskussion in Gang, die insbesondere klären sollte, ob vor allem schwul-lesbische Bands auf MySpace von Zensurmaßnahmen betroffen sind. Bald wurde das Thema auch von den Medien aufgegriffen.
Sogar in Deutschland berichteten renommierte Zeitungen von taz bis Süddeutsche über den Fall. Selbst die sonst eher konservative Welt entdeckte plötzlich ihr Herz für die schwul-lesbische Minderheit und titelte "Wie MySpace seine Nutzer überwacht".
Tatsächlich hat MySpace selbst viel zu derartigen Verschwörungstheorien beigetragen. Die Plattform begründete die Löschung des Band-Accounts nämlich mit Verstößen gegen die Nutzerbedingungen, konnte - oder wollte - die angeblichen Verstöße aber nie benennen.
So konnten die Kids On TV nur spekulieren, ob etwa die Verwendung des Wortes "Schwanzlutscher" in den Songtexten bereits als Verstoß gegen die MySpace-Nutzerbedingungen gewertet werde. Dass MySpace andererseits angeblich selbst Werbung für Porno-Anbieter schaltet, legt ebenfalls den Verdacht nahe, dass nicht Sex an sich, sondern nur Minderheiten-Sex auf der Plattform nicht geduldet werde.
Vom Verdacht der Schwulenfeindlichkeit hat MySpace sich mittlerweile distanziert, das Unternehmen sei an dieser aktiven Community sehr interessiert. Wirklich zufrieden stellt allerdings weder diese Erklärung, noch die Wiederherstellung des Kids On TV-Accounts.
Denn die Behauptung, die Seite sei versehentlich gelöscht worden, widerspricht nicht nur der ursprünglichen Begründung. Offenbar drückt man sich bei MySpace auch ganz gerne vor einer grundlegenden Diskussion der Nutzerbedingungen, die längst überfällig wäre.
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