Die First Lady von Angola liebt den Fußball. Und wenn ihr Nationalteam beim Afrika-Cup ein Tor schießt, ist Ana Paula dos Santos nicht mehr zu halten. In solchen Momenten des größten nationalen Glücks springt sie schon mal jubelnd in die Höhe, außer sich vor Freude. So wurde es berichtet vom Eröffnungsspiel des Afrika-Cups in Luanda. Doch nicht überall auf dem Kontinent kommt die ausgelassene Freude der angolanischen First Lady gut an.
Ungeheuerlich, raunt es weiter unten, am Kap. Südafrikas Zeitung Sowetan rügt die Angolanerin wegen ihrer angeblich peinlichen Manieren. Eine First Lady müsse sich doch zusammenreißen können, heißt es. Und um die angeblichen Verfehlungen im Stadion zu untermauern, werden gleich mehrere Image-Berater und so genannte "Etiquette Consultants" um ihre Analysen gebeten.
Eine Expertin sagt, dass man von einer First Lady erwarten dürfe, überall mit Würde aufzutreten. Im Stadion, bei einem solchen Medienrummel, einfach so aufzuspringen – das sei ein "no-no". Auch Image-Coach Doris Msibi findet, dass das Verhalten von Dos Santos gar nicht "lady-like" gewesen sei. Prominente sollten daran denken, wie schnell sich die Menschen ein Urteil über sie bilden. Man dürfe deshalb von Leuten, die im öffentlichen Leben stünden, stets Haltung und Würde erwarten.
Vernarrt in Diamanten
Aber wenn der Ball so richtig rollt, darf sich da nicht auch mal eine Präsidentengattin vergessen? Ein wenig seltsam wirkt die Rüge aus Südafrika dann doch, wenn man bedenkt, wie fußballverrückt dieser Kontinent ist.
Vielleicht hat die Kritik auch mehr damit zu tun, dass das Land am Kap ein wenig sauer ist auf die angolanische Regierung. Weil separatistische Rebellen dort die togoische Fußballmannschaft beschießen konnten, fürchtet Südafrika nun, dass der globale Schock über das Blutbad auch dem WM-Gastgeber schaden und ausländische Gäste in Massen abschrecken könnte.
Was die First Lady betrifft, so stand sie beim Spiel Angola gegen Algerien am gestrigen Montag natürlich besonders unter Beobachtung. Aber neben dem Fußball werden der 46-Jährigen noch einige andere Leidenschaften nachgesagt – etwa Diamanten, die sie nicht nur gelegentlich funkelnd an ihren Ohren trägt, sondern die auch ihr geschäftliches Interesse geweckt haben sollen.
Michelle Obama und Carla Bruni First Lady und Première Dame
In Angola gibt es sehr viel Öl und Diamanten, was dem Reichtum der Familie dos Santos nicht geschadet hat. Der Präsident gilt sogar als einer der reichsten Männer der Welt, er ist ein wahrer Ölprinz, auch wenn er sich jahrzehntelang zum Marxismus bekannte. Und die schöne Ana Paula, einst Model und Stewardess, ist seit 1991 seine schillernde Prinzessin.
Die Sprache der Mode Sie sind zweifellos ein elegantes Paar, das bei seinen Auftritten an die Schönen und Reichen im ewig lächelnden Hollywood erinnert – nur dass ihre Heimat Angola nach fast dreißig Jahren Bürgerkrieg noch immer zu jenen Staaten zählt, in denen eine kleine Clique zu unvorstellbarem Reichtum gekommen ist – und die Massen im Elend leben.
Wenn sie nicht gerade im Fußballstadion oder bei einer Modenschau weilt, dann gehört es zu ihren Aufgaben, als gute Fee für die Armen Angolas im Rampenlicht zu stehen. Ansonsten hat sie auch nichts gegen ausgelassene Shopping-Touren. Das Magazin Newsweek berichtete schon 2001 darüber, dass die Angolanerin bei einer fünftägigen Reise nach Brasilien mindestens 75.000 US Dollar beim Einkauf ausgegeben haben soll – so viel wie das Jahresbudget eines ihrer Hilfsprojekte für arme angolanische Frauen.
Von Arne Perras
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