Nach ersten Ergebnissen gewinnt Amtsinhaber Abdoulaye Wade die senegalesische Präsidentschaftswahl im ersten Durchgang mit absoluter Mehrheit, obwohl heftige Kritik an seiner Regierungsbilanz den Wahlkampf dominierte
AUS DAKAR JANA BIRKE
"Zuweilen haben Wolken den Himmel über Senegal verdunkelt, Wolken, die unser Land ins Chaos stürzen wollten", schreibt die staatliche Tageszeitung Le Soleil am Tag nach der Präsidentschaftswahl. Doch die "Ruhe, Transparenz und massive Beteiligung" beim Wahlvorgang bekräftigten den Status Senegals als "reife Demokratie". Die unabhängige Tageszeitung Le Quotidien hingegen berichtet, dass der Justizminister Cheikh Tidiane Sy die Tür eines Wahlbüros eintrat, um seiner Forderung nach Verlängerung der Abstimmung Nachdruck zu verleihen. Auch die privaten Radiosender geben sich gewohnt kritisch: Obwohl die Wahllokale am Sonntag um 22 Uhr offiziell geschlossen wurden, sollen hier und da noch um ein Uhr morgens Stimmen abgegeben worden sein. Um 17 Uhr, eine Stunde vor dem ursprünglich angesetzten Wahlschluss, waren andererseits in 40 Dörfern der südsenegalesischen Casamance immer noch nicht die Wahlmaterialien eingetroffen.
Egal: Schon gegen Mitternacht verkündete Premierminister Macky Sall, der amtierende Präsident Abdoulaye Wade habe nach ersten Hochrechnungen eine absolute Mehrheit von 57 Prozent bekommen. Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, wird es also keine Stichwahl geben. Das ist überraschend, waren sich doch die Medien im Vorfeld einig, dass ein zweiter Wahlgang unumgänglich sei. Senegals Bevölkerung zeigte sich im Wahlkampf mehrheitlich enttäuscht von den nicht eingelösten Versprechen Wades seit seiner ersten Wahl 2000: Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, härteres Vorgehen gegen Korruption, Anhebung des allgemeinen Lebensstandards. Die Reispreise haben sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt, die Gaspreise verdreifacht. Wade forderte trotzdem bei Wahlveranstaltungen 99 Prozent der Stimmen. "Gebt ein Prozent meinen Rivalen, aus Gründen der demokratischen Gleichheit", sagte er.
Der Präsident hatte durchaus ernst zu nehmende Rivalen - vor allem sein ehemaliger politischer Ziehsohn und Expremierminister Idrissa Seck sowie Ousmane Tanor Dieng von den Sozialisten, die Senegal von 1960 bis 2000 regierten. Daneben machten Abdoulaye Bathily und Landing Savané von sich reden. Mit einer absoluten Mehrheit für Wade im ersten Wahlgang hatte also kaum jemand gerechnet; entsprechende Prognosen aus dem Präsidentenlager wurden meist als verkappte Betrugsankündigung abgetan.
Präsidentschaftskandidat Moustapha Niasse spricht im Zusammenhang mit den fehlenden Wahlmaterialien von "Betrugswillen". Auch die Bevölkerung scheut sich nicht, das Wort "Manipulation" in den Mund zu nehmen. Bestätigen sich die Hochrechnungen, könnte es in Thiès, der Hochburg des ärgsten Wade-Widersachers Idrissa Seck, zu Protesten kommen. Ebenso in Fann, wo sich die Residenz des Sozialisten Dieng sowie die Universität Dakar befindet, in der es regelmäßig zu Streiks und Auseinandersetzungen mit der Polizei kommt. Zurzeit ist es dort ruhig, da die Studenten zum Wählen in ihre Heimatgemeinden fuhren.
Gestern aber wurden die Hochrechnungen auf den Straßen der Hauptstadt eher mit einer Mischung aus Enttäuschung und Gelassenheit aufgenommen. 2000, als Wade die Sozialisten besiegte, rechnete man fest mit Ausschreitungen und es blieb friedlich - diesmal gab es vor der Wahl gewalttätige Konflikte, aber es ist ein friedliches Ende in Sicht. "Wade poliert seinen Thron", titelt der Quotidien. Und als Abdoul, Besitzer eines Telecenters in einem Vorort von Dakar, von dem Wahlergebnis erfährt, lacht er ironisch, zuckt mit den Schultern und sagt: "C'est comme ça" - so ist es halt.
taz vom 27.2.2007, S. 11,
Egal: Schon gegen Mitternacht verkündete Premierminister Macky Sall, der amtierende Präsident Abdoulaye Wade habe nach ersten Hochrechnungen eine absolute Mehrheit von 57 Prozent bekommen. Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, wird es also keine Stichwahl geben. Das ist überraschend, waren sich doch die Medien im Vorfeld einig, dass ein zweiter Wahlgang unumgänglich sei. Senegals Bevölkerung zeigte sich im Wahlkampf mehrheitlich enttäuscht von den nicht eingelösten Versprechen Wades seit seiner ersten Wahl 2000: Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, härteres Vorgehen gegen Korruption, Anhebung des allgemeinen Lebensstandards. Die Reispreise haben sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt, die Gaspreise verdreifacht. Wade forderte trotzdem bei Wahlveranstaltungen 99 Prozent der Stimmen. "Gebt ein Prozent meinen Rivalen, aus Gründen der demokratischen Gleichheit", sagte er.
Der Präsident hatte durchaus ernst zu nehmende Rivalen - vor allem sein ehemaliger politischer Ziehsohn und Expremierminister Idrissa Seck sowie Ousmane Tanor Dieng von den Sozialisten, die Senegal von 1960 bis 2000 regierten. Daneben machten Abdoulaye Bathily und Landing Savané von sich reden. Mit einer absoluten Mehrheit für Wade im ersten Wahlgang hatte also kaum jemand gerechnet; entsprechende Prognosen aus dem Präsidentenlager wurden meist als verkappte Betrugsankündigung abgetan.
Präsidentschaftskandidat Moustapha Niasse spricht im Zusammenhang mit den fehlenden Wahlmaterialien von "Betrugswillen". Auch die Bevölkerung scheut sich nicht, das Wort "Manipulation" in den Mund zu nehmen. Bestätigen sich die Hochrechnungen, könnte es in Thiès, der Hochburg des ärgsten Wade-Widersachers Idrissa Seck, zu Protesten kommen. Ebenso in Fann, wo sich die Residenz des Sozialisten Dieng sowie die Universität Dakar befindet, in der es regelmäßig zu Streiks und Auseinandersetzungen mit der Polizei kommt. Zurzeit ist es dort ruhig, da die Studenten zum Wählen in ihre Heimatgemeinden fuhren.
Gestern aber wurden die Hochrechnungen auf den Straßen der Hauptstadt eher mit einer Mischung aus Enttäuschung und Gelassenheit aufgenommen. 2000, als Wade die Sozialisten besiegte, rechnete man fest mit Ausschreitungen und es blieb friedlich - diesmal gab es vor der Wahl gewalttätige Konflikte, aber es ist ein friedliches Ende in Sicht. "Wade poliert seinen Thron", titelt der Quotidien. Und als Abdoul, Besitzer eines Telecenters in einem Vorort von Dakar, von dem Wahlergebnis erfährt, lacht er ironisch, zuckt mit den Schultern und sagt: "C'est comme ça" - so ist es halt.
taz vom 27.2.2007, S. 11,
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