In Washington marschierten rund 20 000 Demonstranten zum Pentagon
Kurz vor dem vierten Jahrestag der US-Invasion demonstrierten in Washington und zahlreichen anderen Städten Hunderttausende gegen den Krieg. Beim Weissen Haus wurden mehr als 200 Kriegsgegner festgenommen.
Das historische Vorbild der Manifestanten in Washington war die Grossdemonstration gegen den Vietnam-Krieg vor knapp 40 Jahren. Die Teilnehmer des Protestmarschs zogen am Samstag zum Lincoln Memorial in der Nähe des amerikanischen Verteidigungsministeriums und forderten das Ende des Krieges. Cindy Sheehan, die Mutter eines in Irak gefallenen Soldaten, sagte, mit seiner Kriegsmaschinerie nehme die Regierung «Tod und Zerstörung in Kauf und exportiere sie in die ganze Welt».
Nicht eines der Probleme sei mit dem Krieg gelöst worden, sagte Ann O’Grady, die mit ihrer Familie aus Ohio zu der Demonstration angereist war. Ein anderer Demonstrant, der 47-jährige ehemalige Marineinfanterist Jeff Carroll, sagte, die USA sollten sich auf Afghanistan und Al-Kaida-Führer Osama bin Laden konzentrieren. Irak sei das falsche Land.
Auch zahlreiche Gegendemonstranten, welche die Irak-Politik von Präsident George W. Bush unterstützen, hatten sich vor dem Lincoln Memorial eingefunden. Die Polizei hielt die beiden Gruppen auf Distanz.
Der Vietnam-Veteran Larry Stimeling beklagte die schwindende öffentliche Unterstützung für die US-Truppen in Irak und verglich die Situation mit dem Stimmungswechsel während des Vietnam-Kriegs: «Wir haben den Krieg nicht in Vietnam verloren, wir haben ihn genau hier verloren», sagte er und deutete auf den Boden zu seinen Füssen.
Verhaftet, weil stehen geblieben
Der Marsch zum Pentagon formierte sich an derselben Stelle, an der sich am 21. Oktober 1967 rund 50 000 Gegner des Vietnam-Kriegs zu einer Massendemonstration versammelt hatten. Die zunächst friedliche Kundgebung endete damals in gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.
Das Protestwochenende begann am Freitagabend mit einem Friedensgebet in Washington, an dem mehrere tausend Menschen teilnahmen. Anschliessend zog die Menge zum Weissen Haus, wo einige Aktivisten auf dem Trottoir niederknieten und beteten. Die Polizei nahm dabei mehr als 220 Personen fest. Sie hätten gegen Vorschriften verstossen, wonach Passanten nicht auf dem Trottoir stehen bleiben dürfen, lautete die Begründung.
Protestveranstaltungen gab es am Wochenende auch in anderen amerikanischen Städten, beispielsweise in Los Angeles, San Francisco und San Diego. George W. Bush hatte das Weisse Haus übers Wochenende verlassen. Er verbrachte die Tage auf dem Präsidentenlandsitz Camp David in Maryland. Blair Jones, sein Sprecher, sagte angesichts der Demonstrationen: «Unsere Verfassung garantiert das Recht, seine Ansichten friedlich zu äussern. Die Männer und Frauen in unseren Streitkräften kämpfen dafür, dass das irakische Volk dieselben Rechte und Freiheiten erhält.»
Grosskundgebung in Madrid
Auch in anderen Ländern demonstrierten zahlreiche Menschen gegen den Krieg in Irak. In Madrid kamen am Samstag nach Angaben der Organisatoren rund 400 000 Kriegsgegner zusammen. Augenzeugen schätzten die Zahl der Teilnehmer eher auf 100 000. Die Demonstranten – unter ihnen auch der renommierte Regisseur Pedro Almodovar – forderten nicht nur den Rückzug aus Irak, sondern auch eine Schliessung des US-Gefangenenlagers Guantanamo auf Kuba. In Barcelona gingen rund 2000 Menschen auf die Strasse.
In Istanbul gingen am Samstag mehr als 3000 Demonstranten auf die Strasse, in Athen protestierten rund 1000 Menschen vor der US-Botschaft. Etwa 2000 Japaner zogen am Sonntag durch die Innenstadt von Tokio und forderten den sofortigen Abzug der amerikanischen Truppen aus Irak. Vor der US-Botschaft in Kuala Lumpur versammelten sich etwa 200 Malaysier zu einer Demonstration.
Zahlen zum Irak-Krieg
Kriegsopfer: Über die Opfer unter den irakischen Zivilisten gehen die Angaben weit auseinander: 65 000 lautet die offizielle Zahl, das britische Medizinmagazin «Lancet» bezifferte sie auf über 650 000.
· 6250 irakische Soldaten und Polizisten;
· 3465 ausländische Soldaten, davon 3207 aus den USA, 134 aus Grossbritannien, 124 aus den übrigen Ländern der Koalitionstruppen;
· 389 Mitarbeiter ausländischer Firmen;
· 95 Journalisten, darunter 59 Mordopfer;
· 81 Angehörige internationaler Hilfsorganisationen.
Anschläge und Entführungen:
· 1279 Bombenanschläge, davon 439 Selbstmordattentate;
· 11 233 Mensch wurden dabei getötet, 23 043 verletzt;
· 300 Ausländer wurden entführt, 54 davon ermordet. Die Zahl der irakischen Entführungsopfer ist nicht bekannt.
Kriegskosten:
· 150 Millionen Dollar geben die USA täglich für den Irak-Krieg aus;
· Gesamtkosten der USA: über 500 Milliarden Dollar bis 2008.
Kurz vor dem vierten Jahrestag der US-Invasion demonstrierten in Washington und zahlreichen anderen Städten Hunderttausende gegen den Krieg. Beim Weissen Haus wurden mehr als 200 Kriegsgegner festgenommen.
Das historische Vorbild der Manifestanten in Washington war die Grossdemonstration gegen den Vietnam-Krieg vor knapp 40 Jahren. Die Teilnehmer des Protestmarschs zogen am Samstag zum Lincoln Memorial in der Nähe des amerikanischen Verteidigungsministeriums und forderten das Ende des Krieges. Cindy Sheehan, die Mutter eines in Irak gefallenen Soldaten, sagte, mit seiner Kriegsmaschinerie nehme die Regierung «Tod und Zerstörung in Kauf und exportiere sie in die ganze Welt».
Nicht eines der Probleme sei mit dem Krieg gelöst worden, sagte Ann O’Grady, die mit ihrer Familie aus Ohio zu der Demonstration angereist war. Ein anderer Demonstrant, der 47-jährige ehemalige Marineinfanterist Jeff Carroll, sagte, die USA sollten sich auf Afghanistan und Al-Kaida-Führer Osama bin Laden konzentrieren. Irak sei das falsche Land.
Auch zahlreiche Gegendemonstranten, welche die Irak-Politik von Präsident George W. Bush unterstützen, hatten sich vor dem Lincoln Memorial eingefunden. Die Polizei hielt die beiden Gruppen auf Distanz.
Der Vietnam-Veteran Larry Stimeling beklagte die schwindende öffentliche Unterstützung für die US-Truppen in Irak und verglich die Situation mit dem Stimmungswechsel während des Vietnam-Kriegs: «Wir haben den Krieg nicht in Vietnam verloren, wir haben ihn genau hier verloren», sagte er und deutete auf den Boden zu seinen Füssen.
Verhaftet, weil stehen geblieben
Der Marsch zum Pentagon formierte sich an derselben Stelle, an der sich am 21. Oktober 1967 rund 50 000 Gegner des Vietnam-Kriegs zu einer Massendemonstration versammelt hatten. Die zunächst friedliche Kundgebung endete damals in gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.
Das Protestwochenende begann am Freitagabend mit einem Friedensgebet in Washington, an dem mehrere tausend Menschen teilnahmen. Anschliessend zog die Menge zum Weissen Haus, wo einige Aktivisten auf dem Trottoir niederknieten und beteten. Die Polizei nahm dabei mehr als 220 Personen fest. Sie hätten gegen Vorschriften verstossen, wonach Passanten nicht auf dem Trottoir stehen bleiben dürfen, lautete die Begründung.
Protestveranstaltungen gab es am Wochenende auch in anderen amerikanischen Städten, beispielsweise in Los Angeles, San Francisco und San Diego. George W. Bush hatte das Weisse Haus übers Wochenende verlassen. Er verbrachte die Tage auf dem Präsidentenlandsitz Camp David in Maryland. Blair Jones, sein Sprecher, sagte angesichts der Demonstrationen: «Unsere Verfassung garantiert das Recht, seine Ansichten friedlich zu äussern. Die Männer und Frauen in unseren Streitkräften kämpfen dafür, dass das irakische Volk dieselben Rechte und Freiheiten erhält.»
Grosskundgebung in Madrid
Auch in anderen Ländern demonstrierten zahlreiche Menschen gegen den Krieg in Irak. In Madrid kamen am Samstag nach Angaben der Organisatoren rund 400 000 Kriegsgegner zusammen. Augenzeugen schätzten die Zahl der Teilnehmer eher auf 100 000. Die Demonstranten – unter ihnen auch der renommierte Regisseur Pedro Almodovar – forderten nicht nur den Rückzug aus Irak, sondern auch eine Schliessung des US-Gefangenenlagers Guantanamo auf Kuba. In Barcelona gingen rund 2000 Menschen auf die Strasse.
In Istanbul gingen am Samstag mehr als 3000 Demonstranten auf die Strasse, in Athen protestierten rund 1000 Menschen vor der US-Botschaft. Etwa 2000 Japaner zogen am Sonntag durch die Innenstadt von Tokio und forderten den sofortigen Abzug der amerikanischen Truppen aus Irak. Vor der US-Botschaft in Kuala Lumpur versammelten sich etwa 200 Malaysier zu einer Demonstration.
Zahlen zum Irak-Krieg
Kriegsopfer: Über die Opfer unter den irakischen Zivilisten gehen die Angaben weit auseinander: 65 000 lautet die offizielle Zahl, das britische Medizinmagazin «Lancet» bezifferte sie auf über 650 000.
· 6250 irakische Soldaten und Polizisten;
· 3465 ausländische Soldaten, davon 3207 aus den USA, 134 aus Grossbritannien, 124 aus den übrigen Ländern der Koalitionstruppen;
· 389 Mitarbeiter ausländischer Firmen;
· 95 Journalisten, darunter 59 Mordopfer;
· 81 Angehörige internationaler Hilfsorganisationen.
Anschläge und Entführungen:
· 1279 Bombenanschläge, davon 439 Selbstmordattentate;
· 11 233 Mensch wurden dabei getötet, 23 043 verletzt;
· 300 Ausländer wurden entführt, 54 davon ermordet. Die Zahl der irakischen Entführungsopfer ist nicht bekannt.
Kriegskosten:
· 150 Millionen Dollar geben die USA täglich für den Irak-Krieg aus;
· Gesamtkosten der USA: über 500 Milliarden Dollar bis 2008.
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