Dienstag, 20. März 2007

Kasernen frusten deutsche Soldaten

Undichte Zelte, Schimmelbefall, überlaufende Fäkaliengruben: Bundeswehrsoldaten müssen im Ausland, aber auch in Deutschland manchmal in unzumutbaren Unterkünften leben. Der Wehrbeauftragte Reinhold Robbe beklagt "skandalöse" Zustände.

Berlin - Der Einsatz deutscher Soldaten bei der Sicherung der Wahlen im Kongo sei zwar erfolgreich gewesen, sagte Robbe (SPD) heute bei der Vorlage seines Jahresberichts 2006. Die Begleiterscheinungen für die Truppe seien allerdings äußerst negativ gewesen. Zelte waren undicht und hätten Schimmel angesetzt. Die Fäkaliengrube sei übergelaufen und der Inhalt habe sich teilweise in die Zelte ergossen.

"Solche Verhältnisse sind unzumutbar, gerade weil sie vermeidbar gewesen wären", sagte Robbe. Die mit der Errichtung des Lagers beauftragte spanische Firma sei "offenbar überfordert" gewesen, stellte Robbe fest. Er warne davor, durch die Einbeziehung privater Unternehmen die bisherigen Standards abzusenken.

Auch in deutschen Standorten seien Unterkünfte "teilweise untragbar und vereinzelt skandalös", sagte Robbe. So habe er bei einem überraschenden Besuch in einer Kaserne in Norddeutschland Schimmelbefall in Zimmern und einsturzgefährdete Decken vorgefunden. Er habe Sanitärräume gesehen, "die man eigentlich nur in Gummistiefeln betreten kann", sagte Robbe.

Der viel zitierte "Frust in der Truppe" resultiere daraus, dass schon seit vielen Jahren bestehende Mängel nach Auffassung der Soldaten nicht oder nicht ausreichend zur Kenntnis genommen würden. Stattdessen würden die Probleme schöngeredet. Ihn mache die stets wiederkehrende Auflistung von Defiziten, die trotzdem nicht abgestellt würden, nachdenklich.

Robbe kritisierte die Unterfinanzierung der Bundeswehr trotz immer neuer Belastungen. Ursache für den desolaten Zustand der Kasernen sei die Tatsache, dass seit Anfang der 90er Jahre vor allem in die Liegenschaften im Osten investiert worden sei, sagte Robbe. Die Kasernen im Westen seien dagegen vernachlässigt worden. Wie hoch die Kosten für eine Beseitigung der Mängel seien, lasse sich nicht abschätzen.

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