Donnerstag, 25. Juni 2009

Höheres Krebsrisiko nach Misshandlung

Kindesmisshandlung hinterlässt langfristig nicht nur psychische Wunden, belegt eine Studie kanadischer Forscherinnen. Wenn die Opfer selbst erwachsen sind, weisen sie demnach ein um fast 50 Prozent erhöhtes Krebsrisiko auf.

“Körperliche Misshandlung im Kindesalter und Krebs werden nur selten in einem Atemzug genannt”, erklärt Esme Fuller-Thomson von der University of Toronto. “Im Hinblick auf die öffentliche Gesundheit ist es jedoch extrem wichtig, dass Ärzte sich der vollen Bandbreite der Risikofaktoren bewusst sind.”

Fuller-Thomson und ihre Kollegin Sarah Brennenstuhl analysierten Daten von gut 13.000 Einwohnern zweier kanadischer Provinzen, die im Rahmen einer großen Gesundheitsstudie befragt worden waren. Von diesen gaben 7,4 Prozent an, als Kind von einer ihnen nahestehenden Person misshandelt worden zu sein. Bei 5,7 Prozent war eine Krebserkrankung diagnostiziert worden.

Wie die Forscherinnen im Fachblatt “Cancer” berichten, trat Krebs bei den Misshandlungsopfern 49 Prozent häufiger auf als bei den übrigen Personen. Die Berücksichtigung von weiteren Stressfaktoren im Kindesalter sowie von Lebensstil und sozio-ökonomischer Situation im Erwachsenenalter schmälerte den Effekt nur minimal.

Die Erhöhung des Krebsrisiko könne theoretisch auf eine Reihe von Mechanismen zurückgehen, so Brennenstuhl. Ihrer Ansicht nach sollten künftige Studien vor allem eine langfristig gestörte Produktion von Stresshormonen als möglichen Vermittler zwischen Misshandlung und Krebs untersuchen.

Forschung:
Esme Fuller-Thomson und Sarah Brennenstuhl
Department of Family and Community Medicine und Faculty of Social Work
University of Toronto, Toronto

Veröffentlichung Cancer, DOI 10.1002/cncr.24372

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