Montag, 23. Februar 2009

Uno warnt vor humanitärer Katastrophe

Weil gleich in mehreren Teilen ihrer Heimat gekämpft wird, flüchten derzeit Zehntausende Menschen aus dem Kongo. In den Nachbarstaaten des Landes droht durch die Flüchtlingswelle weitere Gefahr. Die Uno warnt vor einer dramatischen Lage.

Nairobi - Auf dem Tisch vor Hassan Yusuf liegen nur grobe Schätzungen, doch die Zahlen sind in jedem Fall beängstigend: Die anhaltenden Konflikte in Ost- und Zentralafrika hätten allein seit Oktober 350.000 Menschen zu Flüchtlingen gemacht, sagt der Sprecher des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Kenia. Die Situation in dem Gebiet, das bereits jetzt die größte Zahl von Flüchtlingen auf dem gesamten afrikanischen Kontinent verkraften müsse, drohe sich weiter zu verschlimmern.

Die vergangenen Monate waren katastrophal. Die Zahl der sogenannten Binnenflüchtlinge, also Menschen, die innerhalb ihres Heimatlandes vertrieben werden, hat sich dramatisch erhöht. Gleiches gilt auch für die internationalen Flüchtlinge in den Krisengebieten. Massive Probleme gibt es nach Angaben des UNHCR in Somalia, das seit 1991 von Krieg und Willkür heimgesucht wird. Von hier aus würden Flüchtlinge unter anderem nach Kenia und Äthiopien drängen. Doch noch schlimmer sei die Lage im Kongo, wo eine humanitäre Katastrophe drohe.

Dort hatte es im Dezember eine gemeinsame Offensive von ugandischen, sudanesischen und kongolesischen Truppen gegen die ugandischen Rebellen der Lord’s Resistance Army (LRA) und kongolesische Tutsi-Rebellen gegeben. Durch diese Kämpfe und durch Vergeltungsaktionen der LRA-Rebellen an der Zivilbevölkerung seien 150.000 Menschen zur Flucht gezwungen worden. Sie hätten zum Teil in Uganda Schutz gesucht, zum Teil auch im Südsudan. Rund 1000 Menschen starben nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch durch Racheaktionen der Rebellen.

Der Osten der Demokratischen Republik Kongo, an der Grenze zu Ruanda und Uganda, ist reich an Rohstoffen. Seit Mitte der Neunziger erlebt die Region eine Folge von schweren bewaffneten Konflikten. Die Ausplünderung der Bodenschätze durch die Konfliktparteien ist immer wieder von Menschenrechtlern und den Vereinten Nationen angeprangert worden.

Zuletzt hatte die Menschenrechtsorganisation Global Witness zum Auftakt der weltgrößten Mobilfunkmesse in Barcelona gefordert, Handy-Hersteller dürften keine Materialien mehr aus den umkämpften Gebieten der Demokratischen Republik Kongo verwenden. Die Konzerne müssten ihre Lieferkette überprüfen, um auszuschließen, dass mit ihrem Geld bewaffnete Konflikte in dem afrikanischen Land finanziert würden. Untersuchungen der Organisation zusammen mit Uno-Experten hätten ergeben, dass sich die wichtigsten bewaffneten Gruppen im Osten des afrikanischen Landes direkt aus dem Verkauf etwa von Zinn oder Tantal finanzierten.

Im Kongo gibt es indes noch einen weiteren Konfliktschauplatz: Es geht um die Angriffe ruandischer Truppen auf Rebellen der Democratic Forces for the Liberation of Rwanda (FDLR) im Kongo. Zur FDLR gehören auch Hutu-Milizen, die am Völkermord in Ruanda Mitte der neunziger Jahre beteiligt waren. In einer aufsehenerregenden Wendung hatte der kongolesische Präsident Joseph Kabila im vergangenen Jahr mit seinen früheren Feinden in Ruanda und Kongo eine Allianz gebildet. Das Ziel: Die Jagd auf Rebellen im krisengeschüttelten Osten Kongos. Unter starkem innenpolitischen Druck hat er mittlerweile versprochen, die ruandischen Truppen würden sein Land bis Ende Februar wieder verlassen. Vor dem Abzug, so kündigten die Ruander an, solle es in der kommenden Woche noch eine große Parade in Goma geben.

Die aktuelle Flüchtlingswelle nach Uganda sei nachhaltiger als in früheren Fällen, erklärte Kristen Knutson von der Uno-Abteilung für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA). Allein in den vergangenen Monaten seien 47.000 aus dem Kongo Vertriebene nach Uganda gekommen.

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