Mittwoch, 31. Oktober 2007

"HIV-Impfstoff" erhöht HIV-Risiko

New York - Ein vom Pharmariesen Merck getestetes Medikament, das als HIV-Impfstoff eingesetzt werden sollte, erhöht das Risiko, sich mit HIV zu infizieren. Das Unternehmen hat daher bislang rund 1.000 Personen gewarnt, die an den Testreihen teilgenommen haben. Die Tests mit dem Wirkstoff V520 waren vor gut einem Monat abgebrochen worden (queer.de berichtete).

Insgesamt haben 3.000 Menschen aus 18 Städten in den USA und Kanada sowie aus Peru, Brasilien, Australien, Haiti und der Dominikanischen Republik teilgenommen. Die meisten von ihnen waren schwule Männer. Viele wurden jetzt per SMS darüber informiert, ob sie ein Placebo oder den Wirkstoff erhalten haben.

Der Impfstoff selbst kann kein HIV auslösen. Allerdings kann es zu Änderungen im Immunsystem kommen, die eine Übertragung des Virus erleichtern könnten.

"Das ist mein schlimmster Albtraum", erklärte die südafrikanische Wissenschaftlerin Glenda Gray, die an den Tests beteiligt war, gegenüber der "Washington Times". "Ich habe deswegen tagelang nicht geschlafen. Nie wieder werde ich bei einem Versuch mithelfen."

Björn schrieb am 31.10.2007, 0:15Uhr:

Tolle Wissenschaftlerin, die angesichts eines - offenbar noch glimpflich - gescheiterten Tests gleich in Hysterie ausbricht.
Was ist denn dann die Alternative?
Nicht mehr forschen?
Medikamente bzw. Impfstoffe ungetestet auf die Menschheit loslassen? Also alle Menschen zu potentiellen Testteilnehmern machen, ohne ihr Wissen und folglich auch ohne ihre Zustimmung?

Aids kam aus Haiti in die USA

Forscher einer US-Uni haben den Weg von HIV mit Hilfe alter Blutproben verfolgt – und räumen mit so mancher Legende auf.

Von Dennis Klein

Lange Jahre glaubte man, ein kanadischer Flugbegleiter habe den HI-Virus Anfang der 80er Jahre aus Afrika in die USA eingeschleppt – von wo aus er sich in die restliche Welt verbreiten sollte. Diese Theorie von "Patient Zero" haben Wissenschaftler der Universität von Arizona in Tucson jetzt widerlegt. Anhand von Blutproben von HIV-Patienten aus den Jahren 1982 und 1983 können sie jetzt mit 99,8-prozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, dass der Virus bereits Ende der 60er Jahre über Haiti in die Vereinigten Staaten getragen wurde – und sich dort zirka zwölf Jahre lang unerkannt und zunächst in der heterosexuellen Bevölkerung einnistete. Erst 1981 wurde das Virus entdeckt – nachdem sich vor allem promiske Schwule durch ungeschützten Sex angesteckt hatten und erste Menschen an Aids starben.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Virus in den USA erstmals 1969 aufgetreten ist und damit viel eher, als die meisten Leute dachten", erklärte Mituator Michael Worobey von der Uni Arizona. Er und seine Kollegen haben di
e Daten von vier haitianischen Einwanderern, die an Aids erkrankt waren, genetisch analysiert – und diese dann mit 117 Aids-Patienten in der ganzen Welt verglichen.
Die Haitianer trugen alle dieselbe Form von HIV in sich: HIV-1, Gruppe M, Subtyp B. Diese Gruppe ist in der westlichen Welt nach wie vor vorherrschend. In Haiti gibt es aber eine größere Vielfalt an Subtyp-B-Viren – das kann ein Anzeichen dafür sein, dass das Virus dort länger Zeit hatte zu mutieren als in den USA oder Westeuropa. Die hohe HIV-Rate unter Haitianern in den USA hat bereits zuvor den Verdacht genährt, dass das Virus über diesen Umweg ins Land gelangt war – Einwanderer aus der Karibikinsel waren Anfang der 80er Jahren 27-Mal eher HIV-positiv als Durchschnittsamerikaner. Auch die Tatsache, dass sich der Virus in dieser Gruppe vor allem unter Heterosexuellen vermehrt hatte, stützte die Vermutung.

Damit ist der Ausbreitungsweg des HI-Virus in großen Teilen aufgeklärt. Der erste Mensch soll sich demnach wohl schon in den 30er Jahren in Zentralafrika angesteckt haben, als das Virus vom Schimpansen auf den Menschen übersprang. Forscher halten Kamerun als den wahrscheinlichsten Ausbruchsort. Von dort aus verbreitete er sich erst in der lokalen Bevölkerung – weg
en den noch begrenzten Kontakten mit der Außenwelt blieb er zunächst unentdeckt und auf Zentralafrika beschränkt. Haitianische Geschäftsleute sollen ihn dann in den 60er Jahren aus Zaire (dem heutigen Kongo) zurück in ihre Heimat gebracht haben – nachdem sie vor nationalistischer Gewalt fliehen mussten. Um 1966 soll das Virus so nach Haiti gekommen sein, um drei Jahre später in die USA zu wandern.

Andere Forscher halten die Erklärung für schlüssig – schließen aber an, dass auch andere HIV-Typen den Weg in die westliche Welt gefunden haben könnten. "Es ist möglich, dass HIV viele Anläufe in die Vereinigten Staaten genommen hat", erklärte Robert Garry, ein Mikrobiologe der Tulane-Universtität gegenüber "National Geographic". "Viele von ihnen haben sich wahrscheinlich nicht oder nur leicht verbreitet und sind dann ausgestorben".

Michael Worobey benützt hierfür als Parallele einen Waldbrand: "Der Wald brennt, was zu Funkenflug führt. Die meisten Funken verglühen. Aber manchmal kann ein Funke ein neues Feuer auslösen. Das haben wir in diesem Fall gesehen." Der Wissenschaftler hofft nun, aus diesen Erkenntnissen Schlüsse ziehen zu können, wie das Virus sich verändert. Denn die Mutationsfreudigkeit von HIV ist das Haupthindernis dabei, einen Impfstoff zu herzustellen.

HIV kommt aus Kamerun

Ein internationales Forscherteam hat nach langjährigen Untersuchungen Kamerun als Ursprungsort des HI-Virus identifiziert. Demnach soll sich dort erstmals ein Mensch nach Kontakt mit einem Schimpansen infiziert haben, so die Wissenschaftler aus Amerika, Europa und Afrika in der heutigen Ausgabe des Magazins "Science".

SIV, die Schimpansenversion von HIV, soll dem Bericht zufolge in manchen Populationen bei bis zu 35 Prozent der Tiere vorkommen, in anderen Populationen dagegen so gut wie gar nicht.

Das Ergebnis beruht auf der Untersuchung von insgesamt über 1.300 Proben frischen Affenkots, das von dem Forscherteam eingesammelt und analysiert wurde.

Samstag, 27. Oktober 2007

Keine Freiwilligen für Bagdad

USA will notfalls Beamte zwangsverpflichten

Die USA finden fast keine Beamte mehr, die freiwillig im Irak arbeiten wollen. Das US-Aussenministerium will deswegen künftig Beamte notfalls zu Einsätzen im Irak zwangsverpflichten.

Es gebe für die Arbeit der Botschaft in Bagdad nicht mehr genügend Freiwillige, erklärte ein Sprecher in Washington. Bereits am Montag sollten zwischen 200 und 300 Mitarbeiter die Nachricht bekommen, dass sie als Kandidaten in Frage kämen.

Das Ministerium hoffe jedoch, dass sich für die rund 50 zu besetzenden Stellen schliesslich doch Freiwillige finden würden. Anreize, wie die höhere Bezahlung und zusätzlicher Urlaub, soll den Beamten die Abreise nach Bagdad schmackhaft machen.



Freitag, 26. Oktober 2007

Marcos Anwälte wollen Gerichtshof für Menschenrechte einschalten

Antalya - Nachdem der Prozess gegen Marco in der Türkei erneut vertagt wurde, wollen die Anwälte des deutschen Schülers den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte einschalten. Sie rechnen nicht mehr mit einer schnellen Freilassung des 17-Jährigen, sondern erwarten, dass sich das Verfahren bis ins kommende Jahr hinzieht. Das Gericht in Antalya hatte den Prozess auf den 20. November vertagt. Marco soll weiter in Untersuchungshaft bleiben. Er wird beschuldigt, ein 13-jähriges britisches Mädchen missbraucht zu haben.


Donnerstag, 25. Oktober 2007

Türkisches Militär tötet 30 PKK-Kämpfer

Die türkische Armee hat an der Grenze zum Irak nach eigenen Angaben mindestens 30 Kämpfer der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei (PKK) getötet. Wie die Militärführung mitteilte, hatten die Rebellen versucht, Panzer anzugreifen, die die türkische Armee an der türkisch-irakischen Grenze in Stellung gebracht hatte. Bereits am Wochenende waren bei Kämpfen zwischen dem türkischen Militär und der PKK etwa 35 Menschen getötet worden. Die Türkei droht weiter mit einer grenzüberschreitenden Militäroffensive gegen PKK-Lager im benachbarten Nordirak.
Regierungschef Recep Tayyip Erdogan verbat sich in diesem Zusammenhang jede Einmischung der USA. Sein Land entscheide selbst, wie es gegen die PKK vorgehe.



Bolivien: Prostituierte nähen sich Mund zu

Nachdem ein Hungerstreik keinen Erfolg brachte, haben sich drei Prostituierte in der bolivianischen Stadt El Alto aus Protest gegen die Schließung der Bordelle den Mund zugenäht. Doch damit nicht genug: Die Frauen planen noch extremere Protestformen.

Für die Aktion seien ihnen die Lippen örtlich betäubt worden, sagte Lily Córtez, Sprecherin von insgesamt etwa 500 betroffenen Prostituierten. Die drei Frauen gehörten zu einer Gruppe von Prostituierten, die am Montag in einen Hungerstreik getreten waren, weil die Stadtverwaltung unter dem Druck der Öffentlichkeit alle Bordelle hatte schließen lassen.

Die Frauen planten unterdessen noch extremere Protestformen. Wenn die Bordelle nicht wieder öffnen dürften, würden sich drei weitere Prostituierte in Särgen lebendig begraben lassen, drohte Córtez. Die Stadt lehnte eine Rücknahme der Maßnahme am Donnerstag trotzdem ab.

"Die Menschen müssen einfach verstehen, dass wir arbeiten müssen. Die Polizei hat uns am Dienstag vertrieben, als unsere Kolleginnen Freier auf der Straße ansprachen", klagte Córtez. Die Zeitung "La Razón" zitierte eine Frau namens Tania mit den Worten: "Ich bin Hure, weil ich will, dass meine Kinder studieren können."

Demos gegen "Straße der Sünde"

Die Stadtverwaltung hatte etwa 20 Bordelle und 30 andere Kneipen geschlossen, nachdem sie von aufgebrachten Bürgern geplündert und teilweise in Brand gesetzt worden waren. Erzürnte Anwohner hatten wochenlang gegen die Bordelle in der "Straße der Sünde" im Rotlichtbezirk der Stadt demonstriert. Die Prostituierten hätten einen schlechten Einfluss auf die jungen Männer und würden Kriminalität anlocken, begründeten Demonstranten die gewalttätigen Übergriffe. Die Prostituierten warfen den Menschen Heuchelei vor, denn bei dem Großteil ihrer Kunden handele es sich um Familienväter.

El Alto mit 870.000 Einwohnern liegt 4000 Meter über dem Meeresspiegel und ist eine der höchstgelegenen Großstädte der Welt. Die Stadt liegt oberhalb von La Paz, dem Regierungssitz des südamerikanischen Landes. Zusammen haben beide Städte 2,5 Millionen Einwohner und sind damit die bevölkerungsreichste Region Boliviens.

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Südafrika ruft Millionen Kondome zurück

Südafrika ruft Millionen Kondome zurück

Johannesburg - Südafrika ruft mehrere Millionen im eigenen Land produzierte Kondome zurück, nachdem zehntausende in einem Test als virendurchlässig entlarvt wurden. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums handelt es sich dabei um Präservative, die die Regierung zur Bekämpfung von HIV und Aids kostenlos verteilt hatte. Es hat bereits seinen Vertrag mit dem Lieferanten Kohrs gekündigt. Politiker appellieren nun an die Bevölkerung, Kohrs-Kondome nicht zu benutzen.

Bereits vor wenigen Monaten war die Kondom-Industrie in einen Skandal verwickelt gewesen. Mitarbeiter der Firma Zatalex versuchten hierbei nachweislich, Behörden zu bestechen, um die Zulassung von unsicheren Kondomen zu erreichen.

In Südafrika sterben täglich 900 Menschen an Aids, mehr als in jedem anderen Land.



Krawalle bei Studentendemo in Venezuela

Etwa 20.000 Studenten haben in Caracas gegen eine von der Regierung geplante Verfassungsreform protestiert. Die Polizei setzte Tränengas ein, als Demonstranten Steine und Flaschen warfen.

Bei einer Studentendemonstration gegen die geplante Verfassungsreform in Venezuela ist es zu schweren Zusammenstößen gekommen. Auslöser war eine Konfrontation mit Anhängern von Präsident Hugo Chavez in der Nähe des Parlamentsgebäudes. Es wurden Steine und Flaschen geworfen, die Polizei ging mit Tränengas gegen die Menge vor.

An der Demonstration beteiligten sich schätzungsweise 20.000 Studenten, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. Die Demonstranten forderten, dass es bei der Verfassungsreform keine Einschränkung von Freiheitsrechten geben dürfe. Die Kritik richtet sich besonders gegen geplante Notstandsbestimmungen, die eine Inhaftierung ohne Anklage ermöglichen.

Studentensprecher Stalin Gonzalez bekräftigte, dass die Hochschüler an der Forderung nach einer Verschiebung des für Anfang Dezember vorgesehenen Referendums zur Verfassungsreform festhielten. Stattdessen sollte das Projekt in einer breiten nationalen Diskussion erörtert werden.

Die insgesamt 67 Verfassungsänderungen sollen in den kommenden Tagen in der Nationalversammlung debattiert werden, in der die Parteigänger von Chavez die Mehrheit haben. Zu den politischen Änderungen gehören eine Verlängerung der Amtszeit des Präsidenten von sechs auf sieben Jahre, die Unterstellung der Zentralbank unter die Kontrolle der Regierung und die Einführung neuer kooperativer Eigentumsformen.

Lebenslange Herrschaft von Chávez befürchtet

Die Opposition befürchtet, dass sich Chavez mit den Verfassungsänderungen zu einem lebenslangen Führer wie der kubanische Staatschef Fidel Castro machen könnte. Bevor die Reformen eingeführt werden, müssen sie am 2. Dezember in einer Volksabstimmung gebilligt werden. Als Sprecher der kritischen Studenten, die zumeist an privaten Hochschulen eingeschrieben sind, kündigte Yon Goicochea für die nächste Woche weitere Demonstrationen an.

Argentiniens Ex-Staatschef de la Rúa vor Gericht

Er wird für das gewaltsames Vorgehen des Militärs gegen Demonstranten verantwortlich gemacht.

In Argentinien ist gegen den ehemaligen Präsidenten Fernando de la Rúa wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung der Prozess eröffnet worden. Wie die argentinische Tageszeitung «La Nación» am Mittwoch berichtete, wird dem 70-Jährigen fahrlässige Tötung in fünf Fällen und Körperverletzung in über 150 Fällen vorgeworfen.

Die Anklage bezieht sich auf die blutigen Ereignisse am 20. Dezember 2001 um die Plaza de Mayo vor dem Präsidentenpalast. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine zehnjährige Haftstrafe. Nach Meinung des Anwaltes der Opfer, Rodolfo Yanzón, ist der ehemalige Staatschef verantwortlich für die Morde und Verletzungen der Demonstranten durch die Sicherheitskräfte.

Bei den tagelangen Unruhen waren mindestens 30 Menschen getötet worden. De la Rúa war von 1999 bis 2001 Präsident des südamerikanischen Landes. Am 20. Dezember 2001 hatte er nach tagelangen Protesten sein Amt niedergelegt und war mit dem Hubschrauber aus dem Präsidentenpalast geflohen.

Brasilien: Senator nennt Homos pädophil

Brasilia - In Brasilien sorgt ein hochrangiger Politiker für Aufregung, weil er Homosexualität mit Pädophilie gleichgesetzt hat. Magno Malta, einer von 81 direkt gewählten Senatoren, begründete mit diesem Vergleich seine Ablehnung für einen Gesetzentwurf, der Homophobie unter Strafe stellen soll.
Erst vergangene Woche hatten fast eine Millionen CSD-Teilnehmer in Rio de Janeiro ein derartiges Gesetz gefordert, da in Brasilien in den letzten Jahrzehnten tausende Menschen nur wegen deren Homosexualität ermordet worden sind. Malta sagte, es wäre das selbe, diesem Gesetzentwurf zuzustimmen oder einem, der Pädophilie legalisiert: "Homosexuelle haben wahrscheinlich nach der Verabschiedung des Gesetzes Sex unter Ihrem Fenster und Sie werden ihnen nicht mehr sagen können, dass Kinder dabei zusehen und dass das nicht in Ordnung ist. Damit würden Homosexuelle mehr Rechte erhalten als Schwarze oder eingeborene Brasilianer", erklärte Malta. Homosexuelle würden dann das Land moralisch niederringen, ein Legalisierung der Pädophilie wäre die logische Konsequenz. Dann ginge es weiter: "Als nächster Schritt wird dann Sex mit Tieren als eine schützenswerte Option angesehen. Danach Sex mit Toten. Dieses Gesetz würde das alles möglich machen." Malta ist seit 2002 Senator. Er war vorher ein berühmter Sänger in der Gruppe "Tempero do Mundo". In Brasilien ist Homosexualität seit 1823 legal, mit Ausnahme des Militärs. Trotzdem hat bislang nur der südlichste brasilianische Bundesstaat, Rio Grande do Sul, Eingetragene Partnerschaften eingeführt.

Dienstag, 23. Oktober 2007

250'000 Franzosen gegen Gentests

Petition gegen Sarkozys Einwanderungsgesetz

Der Widerstand gegen die geplante Einführung von Gentests für Einwanderer in Frankreich ebbt nicht ab: Mehr als 250'000 Menschen haben eine Petition der Organisation SOS Racisme unterschrieben, um das umstrittene Gesetzesvorhaben in letzter Minute zu stoppen.
Dennoch galt als sicher, dass das von der konservativen Mehrheit dominierte Parlament am späten Abend grünes Licht für die Massnahme geben würde.
Letzte Instanz Verfassungsrat

Mit dem Gentest sollen Einreisewillige Zweifel an ihrer Blutsverwandtschaft ausräumen. Er ist Teil eines Gesetzespaketes, mit dem die Regierung die Hürden für den Familiennachzug von Ausländern nach Frankreich deutlich erhöhen will. Nach dem Parlament muss noch der Senat seine Zustimmung geben. Dies gilt als Formsache, nachdem sich ein Vermittlungsausschuss bereits auf einen entschärften Entwurf geeinigt hat.

Für den Fall, dass beide Kammern das Projekt billigen, erwägen die Sozialisten allerdings die Anrufung des Verfassungsrates. «Der Rat könnte den Test noch für verfassungswidrig erklären», erklärte SOS Racisme. Die Organisation rief dazu auf, den Protest fortzusetzen.

Prominente Unterzeichner

Zu den Unterzeichnern ihrer Petition gehören unter anderen der konservative Expremierminister Dominique de Villepin und die Schauspielerin Isabelle Adjani. Sie warnen vor der «Einführung der Idee, biologische Antworten auf politische Fragen zu geben». Das Gesetz zerstöre eine konstruktive Debatte über Immigration, heisst es in der Petition.

Sie verlangt von Präsident Nicolas Sarkozy die Rücknahme des Tests. Der Test ist zu einer Belastungsprobe für seine Regierung geworden. Staatssekretärin Fadela Amara bezeichnete es unlängst als «ekelhaft», wie das Thema Immigration «immer wieder instrumentalisiert» werde.
An Demonstrationen beteiligten sich auch Mitglieder aus der Regierungspartei Partei UMP.

Sarkozy hatte das Vorhaben am Montag verteidigt. «Es geht darum, Menschen freiwillige Gentests zu ermöglichen, um ihre Abstammung nachzuweisen», sagte er der marokkanischen Zeitung «Le Matin». Der Präsident hat die Bekämpfung illegaler Einwanderung zu einem seiner zentralen Themen gemacht und will den Anteil von Arbeitskräften an Zuwanderern von sieben auf 50 Prozent anheben.

Mutmaßlicher Terror-Drahtzieher identifiziert

MAINZ: Rund sieben Wochen nach der Festnahme von drei Terrorverdächtigen wegen in Deutschland geplanter Anschläge ist nach Informationen des ZDF einer der mutmaßlichen Drahtzieher identifiziert. Es handele sich um einen Usbeken namens Gofir Salimov, der Ausbildungslager der Gruppe 'Islamische Dschihad Union' im iranisch-pakistanischen Grenzgebiet koordiniere, berichtet der Sender unter Berufung auf die deutschen Sicherheitsbehörden. Der Usbeke soll zwei der drei am 4. September festgenommenen deutschen Terrorverdächtigen zu Anschlägen mit Autobomben gedrängt haben.


Montag, 22. Oktober 2007

Claudia Roth soll sich bei Katholiken entschuldigen

Weil sie sich in Bezug auf Bischof Mixa "im Ton vergriffen hat", soll Claudia Roth nun im Streit zwischen den Grünen und Bayerns Katholiken einlenken.
Volker Beck verteidigt seine Parteichefin.
Zwischen den Grünen und der katholischen Kirche in Bayern ist ein heftiger Streit ausgebrochen. Nach scharfer Kritik der Parteivorsitzenden Claudia Roth am Augsburger Bischof Walter Mixa forderte das Landeskomitee der Katholiken in Bayern eine Entschuldigung. «Ich halte die Wortwahl von Frau Roth für unerträglich», sagte dessen Vorsitzender Helmut Mangold dem «Münchner Merkur».

Roth hatte Mixa auf dem bayerischen Landesparteitag der Grünen am Wochenende wegen seiner Positionen in der Familienpolitik als «durchgeknallten, spalterischen Oberfundi aus Augsburg» bezeichnet. «Frau Roth muss sich für ihre Worte entschuldigen», sagte Mangold.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, wies die Kritik an seiner Partei-Chefin zurück und kritisierte im Gegenzug den Augsburger Diözese-Sprecher Dirk Hermann Voß als Belastung für das Ansehen der katholischen Kirche. Voß hatte nach den Äußerungen Roths erklärt, die Wortwahl erinnere «in erschreckender Weise an die Propagandahetze der Nationalsozialisten gegen die katholische Kirche und ihre Repräsentanten». Roths verbale Attacken trügen «beunruhigende faschistoide Züge».

Beck erklärte, der Nazi-Vergleich von Voß sei kein Einzelfall. «Diese wiederholte Banalisierung der größten Menschheitsverbrechen durch einen Würdenträger der katholischen Kirche ist unerträglich und skandalös.»

Auch Mangold distanzierte sich von Voß. «Man sollte nicht jedes ungehobelte Wort gleich dem Nationalsozialismus unterschieben», erklärte er. Was Roth gesagt habe, sei höchst polemisch gewesen, habe aber mit der NS-Zeit nichts zu tun.

DB wirft Lokführer (doch) raus

Bislang hat die Deutsche Bahn abgestritten, dass sie streikende Lokführer abgemahnt oder gar gekündigt hat.

Die Bahn hat im Zusammenhang mit den Streiks der vergangenen Wochen zwei Lokführern gekündigt und zahlreiche Abmahnungen ausgesprochen. Wie ein Bahnsprecher sagte, habe es zwei fristlose Kündigungen wegen Verstoßes gegen Sicherheitsbestimmungen gegeben. Außerdem seien bundesweit Abmahnungen "im niedrigen zweistelligen Bereich" ausgesprochen worden. Die in einem Zeitungsbericht genannten Zahlen seien allerdings falsch.

Das Unternehmen hatte die Kündigung bislang dementiert, bestätigte sie nun aber. Dem Lokführer werde ein gefährlicher Eingriff in den Eisenbahnverkehr vorgeworfen. Das Gewerkschaftsmitglied sei dem Streikaufruf am 3. Juli, dem ersten Tag der Arbeitsniederlegungen, gefolgt und habe einen leeren Intercity-Zug auf einer eingleisigen Strecke stehen gelassen, wurde die GDL: "Der IC befand sich auf einer Überführungsfahrt. Eine Gefahr ging von dem auf freier Strecke gestoppten Zug nicht aus. Die Bahn hat sich nur geärgert, dass andere Züge erhebliche Umwege in Kauf nehmen mussten und Verspätungen hatten."

"Da besteht eine ganz klare Rechtslage"
Hintergrund der zahlreichen Abmahnungen sei, dass Arbeitnehmer, die einen Notdienst verweigern mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen müssen. Ziel des Notdienstes sei, einen sicheren Eisenbahnbetrieb zu gewährleisten und Reisenden, die auf die Bahn angewiesen sind, eine Grundversorgung sicherzustellen. "Da besteht eine ganz klare Rechtslage", sagte der Bahnsprecher.

Eine Notdienstvereinbarung hatte die GDL abgelehnt, da die Bahn auf diesem Weg den Fahrbetrieb von 30 Prozent der Züge habe sicherstellen wollen. Außerdem benenne die Bahn bestreikte reguläre Züge in Sonderzüge um, damit Beamte als Streikbrecher eingesetzt werden könnten, obwohl dies verboten sei.

Online-Portal vermittelt Streikbrecher übers Internet

Berlin - Staus, überfüllte Busse und U-Bahnen, ein verärgerter Chef am Arbeitsplatz. In den letzten Tagen und Wochen ist wegen des Konflikts der Deutschen Bahn und der GDL dieses Erscheinungsbild in Deutschland immer häufiger aufgetreten. Auch Robert R. Bukvic, Geschäftsführer der Miet24 GmbH, war verärgert, als er am vergangenen Donnerstag einsam in der Berliner Firmenzentrale durch die Büroräume schritt und feststellen musste, dass fast ein Drittel seiner Mitarbeiter nicht anwesend war.

'Der Arbeitskampf wirkt sich direkt auf unser Geschäft aus', so Bukvic.

Die Lösung: Unter der neuen Rubrik 'Personal und Dienstleistungen' können Interessenten neben Hostessen, Dolmetschern, Reinigungskräften, Chauffeuren etc. neuerdings eben auch Lokführer und Zugbegleiter kurz- oder langfristig mieten. Die Nachfrage bei der Deutschen Bahn wäre sicher groß. 'Betreiber privater Bahngesellschaften haben also ab sofort die Möglichkeit ihr Personal bei www.miet24.de zu vermieten und das Problem wäre zumindest beim Notfall-Fahrplan gelöst', erläutert Bukvic das Konzept
'Rent a Streikbrecher'.

Das Geschäftsmodell des Unternehmens ist ganz einfach: Unter dem Motto 'Einfach alles mieten' betreibt die Miet24 GmbH eines der größten Miet- & Vermietportale weltweit. Ob es sich um den Airbus A380 handelt, den man ab 2008 chartern kann, oder alltäglichen Gebrauchsgegenständen wie z.B. Werkzeuge, Elektrogeräte, Fahrzeuge und Ferienhäuser. Zum Angebot gehört ebenso das komplette Equipment für Veranstaltungen, wie die passenden Künstler und Dienstleister: Miet24 hat immer das Passende für jeden Bedarf.

Alle auf Miet24 gelisteten Angebote können über www.miet24.de angefragt und gebucht werden. Vermieten kann jeder, der sich selbst präsentiert oder seinen zu vermietenden Artikel online stellt. Gegen eine geringe Monatsgebühr werden die Angebote mit Bildern und Beschreibung eingestellt und vermittelt.

Über das Unternehmen:

Das Miet- und Vermietportal Miet24 hat sich ähnlich wie eBay zu dem Marktplatz für Investitionsgüter und Serviceleistungen entwickelt. Im Gegensatz zum weltweit größten Online-Auktionshaus werden bei Miet24 die Angebote nicht ersteigert oder gekauft, sondern ausschließlich vermietet und gemietet.
Gegen eine geringe Monatsgebühr werden die Angebote mit Bildern und Beschreibung eingestellt und provisionspflichtig vermittelt. Je nach Anzahl der Vermiet-Angebote können Anbieter von Artikeln oder Serviceleistungen aus unterschiedlichen Vermieter-Paketen wählen. Regionalsuche und Filterfunktionen machen es Interessenten leicht, schnell das Gesuchte zu finden und unkompliziert zu mieten.

Rugby-WM in Frankreich: Südafrika holt den Titel

Südafrika ist zum zweiten Mal Rugby-Weltmeister.
Die Mannschaft von Cheftrainer Jack White gewann das Finale der 6. Weltmeisterschaft in Paris mit 15:6 (9:3) gegen Titelverteidiger England. Vor 80 000 Zuschauern im Stade de France, unter ihnen die englischen Prinzen William und Harry, bestätigten die Südafrikaner in einem von Taktik geprägten Endspiel ihre
Favoritenrolle. Das Team vom Kap der Guten Hoffnung hatte bereits 1995 im eigenen Land den WM-Pokal gewonnen. Dritter wurde Argentinien vor Gastgeber Frankreich.

Der Südafrikaner Percy Montgomery am Ball während des Rugby-Finales gegen England.

Die Hoffnungen der Rugby-Fans auf ein hochklassiges Match erfüllten sich im Finale nicht immer. In einer engen Partie setzten beide Teams auf die Defensive. Auch die Südafrikaner, die in der Vorrunde England mit 36:0 vom Platz gefegt hatten, bevorzugten das Kickspiel. Keiner Mannschaft gelang ein Versuch, alle Punkte resultierten aus Straftritten. Im Team des neuen Weltmeisters überzeugte dabei Percy Montgomery mit 12 Punkten. Englands Superstar Jonny Wilkinson (6) verwandelte zwei Straftritte, konnte aber nicht wie erhofft die Akzente setzen.

Südafrika feiert WM-Titel [C. Stäcker, Johannesburg]

«Gay-Pride-Parade»: Gegen 2500 Morde Homosexueller

«Gay-Pride-Parade»: Gegen 2500 Morde Homosexueller

Rio de Janeiro - Rund 800'000 Menschen haben am Sonntag bis spät in die Nacht an der 12. «Gay-Pride-Parade» in Rio de Janeiro teilgenommen. Zehntausende Touristen waren aus dem In- und Ausland zu dem Fest in der brasilianischen Metropole gereist.

Bei dem Schwulen- und Lesbenfest an der Copacabana waren laut Medien auch wichtige brasilianische Persönlichkeiten aus Politik, Sport und Unterhaltung zu sehen. Mit Sergio Cabral nahm erstmals auch ein Gouverneur des Bundesstaates Rio teil. Das Fest wurde von der «Vereinigung des Stolzes der Gays, Lesben, Bi- und Transsexuelle GLBT» mit finanzieller Hilfe des Gesundheitsministeriums und der Stadt Rio organisiert. Die Menschen feierten nicht nur ausgelassen, sondern forderten vom Kongress die «sofortige Erarbeitung» eines Gesetzentwurfs gegen Homophobie.



Die «Gay-Pride-Parade» an der Copacabana macht auf knackige Weise auf die Menschenrechte aufmerksam

Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen wurden in Brasilien in den vergangenen zehn Jahren mehr als 2500 Homosexuelle ermordet. «Wenn wir in dieser Sache nicht Fortschritte machen, wird unsere Demokratie sich nie konsolidieren», sagte Gouverneur Cabral. Ausserdem müsse das Parlament endlich den Gesetzentwurf über die Anerkennung der Zivilehe gleichgeschlechtlicher Paare billigen, forderten die Paradeteilnehmer. Der Entwurf wird im Parlament in Brasilia seit mehr als elf Jahren diskutiert.

Sonntag, 21. Oktober 2007

Das Internet lernt Jiddisch

Schon Ende nächsten Jahres könnte es Internet-Adressen in nicht-lateinischen Schriften geben. Doch bis dahin muss noch ein Test der Internetbehörde ICANN erfolgreich verlaufen.

Man solle sich einmal vorstellen, beim Benutzen des Internets die Adressen von Webseiten in Koreanisch eingeben zu müssen. So oder ähnlich geht es Menschen in weiten Gegenden der Welt, die das lateinische Alphabet nicht beherrschen, aber Internet-Adressen - so genannte URLs - mit lateinischen Buchstaben eingeben müssen. Tina Dam, Leiterin des Programms für "Internationalisierte Domain-Namen" (IDN), ist überzeugt, dass man auf dem besten Weg ist, diesen Missstand zu beseitigen.


Internationalisierung und Lokalisierung

Denn seit den frühen Morgenstunden des 15. Oktober hat die ICANN ("Internet Corporation for Assigned Names and Numbers") - die oberste Autorität bei der Vergabe und Verwaltung von Internet-Adressen weltweit - einen Test begonnen, wie solche Adressen künftig nicht mehr nur in lateinischen Buchstaben, sondern in elf verschiedenen Sprachen eingegeben werden können - in Arabisch, Persisch, Russisch, Chinesisch, Griechisch, Türkisch, Tamilisch, Koreanisch , Japanisch, Hindi und Jiddisch.


Die Idee ist nicht neu: Bereits vor sieben Jahren hatten die Direktoren von ICANN beschlossen, dass solch ein Projekt mit Nachdruck vorangetrieben werden sollte. Und als der Test dann am Montagmorgen (15.10.) um 4.10 h kalifornischer Zeit begann, da war es "Ehrensache", dass Tina Dam und ihre Mitarbeiter im Büro waren. Dam spricht von einer "Internationalisierung" und gleichzeitigen "Lokalisierung" des Internets und versucht, den scheinbaren Widerspruch aufzuklären. "Der einzige Weg, wie das Internet als globale Ressource funktionieren wird, ist, dass man sicherstellt, dass es für alle funktioniert. Das ist das Ziel", sagt sie. "Das heißt, dass Menschen mit Hindi als Muttersprache so miteinander kommunizieren können."


Abschottung von Diktaturen?


Ein Teil der Sprachen, die getestet werden


Zumindest vorstellbar ist, dass eine solche Lokalisierung Bestrebungen des einen oder anderen Regimes Vorschub leistet, ein derart "lokalisiertes" Internet bei Bedarf von der Außenwelt abzuschotten und es zu einem landesweiten Intranet zu machen. So wie man in verschiedenen Ländern bereits erfolgreich den Zugang zu bestimmten ausländischen Internet-Adressen blockiert. Tina Dam sieht diese Gefahr nicht. "Das Internet oder das Haupt-Namenverzeichnis funktioniert so, dass dies alles ein Internet ist und seine oberste Ebene sich in einem der dreizehn Root-Server befindet", erklärt sie. "Egal, wo Sie sich auf der Welt befinden - Sie können sich mit dem Internet verbinden. Wenn Sie einen Provider haben, der über eine Verbindung zu einem dieser Root-Server verfügt, dann können Sie sich auch verbinden. Man kann da nicht einfach etwas ausschließen."

Ganz überzeugend ist das nicht. Dam erklärt selbst, was manche Staaten jetzt praktizierten: Sie zwingen ihre Provider, bestimmte Adressen zu blockieren. Und so könnten diese ja auch eines Tages sämtliche Zugänge zum Ausland blockieren, im Inneren aber ein Teil-Internet aufrechterhalten. Und das auch noch in der einheimischen Sprache.


Neue Zeichensätze

Technisch verabschiedet man sich vom bisher überwiegend verwendeten ASCII-Zeichensatz. Aber dies er Prozess begann bereits vor Jahren, als man zum Beispiel deutsche oder dänische oder ähnliche Sonderbuchstaben aufnahm. Die Erweiterung auf völlig andere Schriftzeichen erforderte natürlich noch viel mehr Arbeit und es wird sicher eine Weile dauern, bis sich neue Standards herausbilden. Zum Beispiel müsse sich für Arabisch erst eine allgemeingültige Adressen-Endung - etwa ".ar" - für die "oberste Ebene" entwickeln, dann könne man in den unteren Ebenen den jetzt begonnenen Test zur Norm werden lassen, erklärt Dam. Wer sich für den Test interessiert, der kann sich unter "www.icann.org" genauer informieren.


Für eine Umstellung der e-mail-Adressen auf IDN, also internationales Format, sei es bisher aber noch zu früh, meint Tina Dam schließlich. "Das e-mail-Protokoll für IDNs ist noch nicht fertig. Aber die technische Entwicklung steht kurz vor dem Abschluss und dann wird es wohl auch umgesetzt."

Mutmaßlicher Kinderschänder fleht um Hilfe

Erst wollte er nichts sagen - nun bricht der mutmaßliche Sexualstraftäter Christopher Paul N. sein Schweigen. Nach seiner Festnahme bittet der Kanadier seine Familie per Fernsehinterview, ihn aus dem Gefängnis in Thailand zu holen.

Bangkok - N. äußerte sich gegenüber einem Kamerateam der Nachrichtenagentur Reuters, um seine Verwandten um Hilfe zu bitten - "nur um sicherzugehen, damit ich wieder rauskomme", sagte er. "Das ist alles. Helft mir raus!" Es gebe noch keine Anklage, "noch nicht. Ich stand noch nicht vor Gericht". Der Verdächtige gab keine Auskunft darüber, was er als nächstes vorhat: "Kein Kommentar darüber jetzt, danke."
Die thailändische Polizei teilte mit, dass N. die Vorwürfe gegen ihn zurückweist und Informationen nur an seinen Anwalt geben will. Er habe die kanadische Botschaft kontaktiert.
N. war am Freitag in der Stadt Korat im Nordosten Thailands
festgenommen worden. Vorausgegangen war eine landesweite Fahndung nach dem 32-Jährigen, der beschuldigt wird, in Vietnam und Kambodscha mehrere Jungen vergewaltigt zu haben.

Der Kanadier hatte mehr als 200 Fotos von sich ins Internet gestellt, auf denen er den Vorwürfen zufolge kleine Jungen sexuell missbraucht. Zwar ist sein Gesicht digital unkenntlich gemacht, Computerspezialisten des Bundeskriminalamtes war es jedoch gelungen, daraus ein Bild zu rekonstruieren, das dem Verdächtigen sehr ähnelte. Interpol hatte dann Anfang Oktober die Fotos im Internet veröffentlicht. Erste Aufnahmen des Gesuchten waren der deutschen Polizei schon 2004 zugegangen.

Den thailändischen Ermittlern zufolge haben mehrere Opfer N. auf den Fahndungsfotos erkannt. Drei Jungen hätten angegeben, der Kanadier habe sie in einem Appartement in Bangkok zum Oralsex gezwungen. Der thailändischen Polizei ist eigenen Angaben zufolge noch mindestens ein weiteres Opfer des Mannes bekannt. Dem Verdächtigen werden ähnliche Vergehen auch in Kambodscha und Vietnam zur Last gelegt. Einige der sexuell misshandelten Jungen sollen erst sechs Jahre alt gewesen sein.

Interpol zufolge war N. jahrelang als Sextourist um die Welt gereist. Er lebte zeitweise in Thailand und hat bis vor kurzem in Südkorea als Englischlehrer gearbeitet. In der vergangenen Woche floh er von Südkorea nach Thailand. Bei einer Verurteilung müsste N. bis zu 20 Jahre in Haft.

Copperfield weist Vorwürfe zurück

David Copperfield weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe einer Sexualstraftat zurück. Er sei ein absoluter Gentleman, versichert sein Anwalt.
Copperfield habe sich auf gar keinen Fall jemals irgendjemandem aufgedrängt, das sei nicht seine Art, sagte sein Anwalt David Chesnoff der Onlineausgabe des US-Magazins „People“. „Obwohl uns die Behörden nicht gesagt haben, wer die Frau ist, wissen wir, dass die Vorwürfe falsch sind. David Copperfield hat nie jemanden zu etwas gezwungen“, sagte der Anwalt dem Internetdienst „tmz.com“ zufolge. Mittlerweile sei es üblich, falsche Behauptungen gegen prominente Leute zu erheben, klagte der Anwalt. Sie seien aber zuversichtlich, dass die Ermittlungen zu Copperfields Gunsten ausfallen würden.
US-Bundespolizei FBI geht Medienberichten zufolge derzeit Vergewaltigungsvorwürfen gegen den amerikanischen Magier nach. Wie der TV-Sender CNN berichtete, hat eine Frau aus Seattle den Illusionskünstler beschuldigt, sie im Sommer auf den Bahamas vergewaltigt zu haben. Sie sei aber erst nach ihrer Rückkehr in die USA zur Polizei gegangen.FBI beschlagnahmt zwei Millionen DollarSchon am Mittwoch hatte das FBI mit zwölf Mitarbeitern in Las Vegas eine Lagerhalle des Magiers und das Hotel durchsucht, in dem Copperfield regelmäßig auftritt. Nach Angaben eines Informanten sollen die Agenten neben einer Computerfestplatte und einer Kamera-Speicherkarte auch fast zwei Millionen US-Dollar Bargeld (1,4 Millionen Euro) konfisziert haben. Die Polizei sagte lediglich, dass die Razzien auf die Anzeige einer Frau aus Seattle zurückgingen.
Um welche Art von Vorwürfen es sich handelte, wurde offiziell nicht mitgeteilt. CNN und der TV-Sender Fox beriefen sich in ihren Berichten auf nicht genannte Polizeiquellen.Der ehemalige Verlobte des deutschen Supermodels Claudia Schiffer gehört zu den bestbezahlten Unterhaltungskünstlern der Welt und tritt regelmäßig im Casinohotel „MGM Grand“ in Las Vegas auf. Copperfield wurde mit spektakulären Illusionen weltbekannt. Er ging durch die chinesische Mauer, ließ die Freiheitsstatue, Flugzeuge und Züge verschwinden und flog durch die Lüfte. Der Magier und Schiffer waren sechs Jahre lang verlobt, 1999 trennten sich seine Wege.

Freitag, 19. Oktober 2007

Saddams Aufseher muss selbst ins Gefängnis

Saddam Hussein
Ein US-Offizier, der das Gefängnis leitete, in dem der irakische Ex-Diktator Saddam Hussein einsaß, muss nun selbst hinter Gitter. Er hatte geheime Dokumente beiseite geschafft.

Ein hochrangiger US-Offizier, der im Irak die Oberaufsicht über den gefangenen Ex-Diktator Saddam Hussein hatte, ist am Freitag von einem US-Militärgericht zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Oberstleutnant William Steele war unter anderem illegaler Besitz von geheimen Papieren vorgeworfen worden. Er wurde außerdem wegen Missachtung von Befehlen und Verstoßes gegen den Offizierscodex schuldig gesprochen, wie ein US-Militärsprecher in Bagdad mitteilte.


Steele war für die Verwaltung des Gefängnisses zuständig, in dem Saddam vor seiner Hinrichtung im Dezember vergangenen Jahres festgehalten worden war. Der Verurteilte hatte laut US-Militär eine Beziehung zu einer irakischen Dolmetscherin. Nach Medienberichten hatte man in seiner privaten Unterkunft tausende Seiten an geheimen Dokumenten gefunden.

Im schwerwiegendsten Anklagepunkt, dem Vorwurf der Unterstützung des Feindes, wurde Steele dem Sprecher zufolge in dem Militärprozess freigesprochen. Ihm war vorgeworfen worden, Gefangenen den Gebrauch eines Mobiltelefons erlaubt und ihnen auch andere Gefallen erwiesen zu haben.

Anklage gegen ehemaligen NPD-Abgeordneten

Matthias Paul wird der Besitz kinderpornografischer Schriften vorgeworfen

Die Staatsanwaltschaft Dresden hat beim Amtsgericht Meißen Anklage gegen den früheren NPD-Landtagsabgeordneten Matthias Paul erhoben. Dem 30-Jährigen werde vorgeworfen, kinderpornografische Schriften besessen oder sich verschafft zu haben, teilte die Ermittlungsbehörde am Freitag mit. Im Fall einer Verurteilung drohe Paul eine zweijährige Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe.

Zur Last gelegt würden ihm drei Fälle, wobei dies nichts über die Anzahl der Bilder aussage, die bei ihm gefunden worden seien. Die Anklage wurde bereits in der vergangenen Woche erhoben.
Paul hatte im November 2006 sein Mandat niedergelegt, nachdem sein Landtagsbüro, sein Bürgerbüro und seine Privatwohnung von Ermittlern durchsucht worden waren. Dabei waren laut Staatsanwaltschaft Videos, Computer und Festplatten beschlagnahmt worden. Der gebürtige Meißener hatte die Vorwürfe als «absurd» zurückgewiesen. Der gelernte Stahlbetonbauer war damals stellvertretendes Mitglied im Landesjugendhilfeausschuss sowie Vorsitzender des Umweltausschusses im Parlament.

Pädophiler Englischlehrer schweigt

Seine Opfer waren vor allem Minderjährige

Der in Thailand festgenommene kanadische Lehrer hat sich zunächst nicht zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen wegen Kindesmissbrauchs geäussert. Er bestätigte nach Angaben der Polizei lediglich Namen, Nationalität und Alter.
Der Kanadier mit dem Spitznamen «Vico» ist in der drittgrössten Stadt Thailands, Nakhon Ratchasima, im Nordosten des Landes festgenommen worden, nachdem er vergangene Woche überstürzt aus Südkorea abgereist und dann in Thailand untergetaucht ist.
Der Verdächtige hat möglicherweise hunderte Jungen und Mädchen missbraucht, wie der thailändische Polizeichef in Bangkok sagte. Einige von ihnen könnten demnach jünger als zehn Jahre gewesen sein. Er sei «eine ernsthafte Bedrohung für die Gesellschaft».

Fahndungserfolg dank Handy
Beamte hatten nach Angaben der Polizei das Mobiltelefon des thailändischen Freundes des Gesuchten geortet und waren so auf dessen Versteck gestossen.
Anschliessend wurde der Festgenommene nach Bangkok gebracht, wo er in Handschellen der Presse präsentiert wurde. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft.

Minderjähriges Opfer sagte aus
Die thailändische Justiz hatte aufgrund von Aussagen eines neunjährigen mutmasslichen Missbrauchsopfers Haftbefehl erlassen. Der Kanadier war als Englischlehrer in Asien tätig gewesen und soll mehrere Minderjährige sexuell missbraucht haben. Der Mann war von Interpol identifiziert und weltweit zur Fahndung ausgeschrieben worden.
«Neue und mächtige Mittel»
Diese Festnahme ist für die Polizeiorganisation Interpol eine Warnung an alle weltweit gesuchten Verbrecher. Interpol und die Polizeidienste der 186 Mitgliedstaaten hätten «neue und mächtige Mittel», um solche Verbrecher zu jagen, wo auch immer sie sich versteckten, sagte Interpol-Generalsekretär Ronald K. Noble in Lyon. Dazu gehöre auch das Internet und die Öffentlichkeit.

Katastrophe in Karachi

Die Rückkehr der früheren pakistanischen Premierministerin Benazir Bhutto in ihr Heimatland ist von einem schweren Bombenanschlag überschattet worden. Offenbar war Bhutto selbst Ziel des Attentats.

Ein Selbstmordanschlag mit mehr als 130 Toten hat am Donnerstag (18.10.07) in der südpakistanischen Hafenstadt Karachi eine Parade zur Rückkehr der früheren Regierungschefin Benazir Bhutto in ein Blutbad verwandelt. Fast 400 Verletzte wurden laut Rettungskräften in Krankenhäuser eingeliefert. Bhutto selbst kam nicht zu Schaden. Präsident Musharraf erklärte, die Verantwortlichen müssten sich auf eine "abschreckende Strafe" gefasst machen. Hunderttausende Menschen hatten der Oppositionspolitikerin zuvor einen triumphalen Empfang bereitet, als sie nach acht Jahren Exil in ihre Heimat zurückgekehrt war.


"Dutzende Leute rannten als Flammenbälle umher. Dreck und Trümmer wurden in den nächtlichen Himmel geschleudert. Die Straßen waren übersät mit Leichen ", berichtete ein AP-Fotograf, der Augenzeuge des Anschlags wurde. Die meisten der Opfer seien Männer gewesen. Viele von ihnen hätten die Prozession auf Motorrädern begleitet.


Bhuttos Ehemann beschuldigt Geheimdiest

"Das war ein gegen Benazir Bhutto gerichteter Terrorakt", sagte Innenminister Aftab Sherpao. Er geht von einem Selbstmordattentat aus, da die Fernzündung von Sprengsätzen wegen der an den Sicherheitsfahrzeugen angebrachten Störsender nicht möglich gewesen sei. Zu möglichen Hintermännern wollte er sich nicht äußern. Bhuttos Ehemann machte unterdessen den pakistanischen Geheimdienst für den Anschlag verantwortlich.


Nach dem Anschlag hat Bhuttos Volkspartei (PPP) eine dreitägige Trauer ausgerufen. In dieser Zeit würden die Parteiflaggen in ganz Pakistan auf Halbmast gesetzt und schwarze Flaggen als Zeichen der Trauer gehisst, berichteten pakistanische Medien. Politiker aus der ganzen Welt verurteilten den Anschlag scharf. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon war nach Angaben seiner Sprecherin "entsetzt" über den "terroristischen Bombenanschlag". Er vertraue darauf, dass nun alle politische Kräfte zusammen handeln werden, um die nationale Einheit zu stärken.


20.000 Sicherheitskräfte im Einsatz

Wegen Drohungen des Terrornetzwerkes El Kaida glich bei der Rückkehr Bhuttos einer Festung: 20.000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz, um die Oppositionspolitikerin zu beschützen. Bhutto stand bei der Parade auf einem umgebauten Lastwagen, der mit schusssicheren Scheiben ausgerüstet worden. Doch Bhutto blieb nicht hinter den Scheiben, sondern stellte sich demonstrativ davor, um ihre Anhänger zu grüßen. Erst kurz vor der Explosion kletterte sie in das Innere des Wagens.


Der Polizeichef von Karachi sagte, vor dem Selbstmordanschlag sei eine Granate in die Menge geworfen worden. Die genaue Zahl der Attentäter blieb zunächst unklar. In ersten Berichten war von zwei Explosionen in unmittelbarer Nähe des Konvois die Rede. Bhutto zog sich nach dem Anschlag in das Anwesen ihrer Familie zurück. Eine für Freitag geplante Kundgebung vor Anhängern sagte sie ab.


Bhutto war nach acht Jahren im Londoner Exil über Dubai in ihre Heimat zurückgekehrt. Ihre Rückkehr war möglich geworden, weil Staatschef Pervez Musharraf per Dekret die gegen sie erhobenen Korruptionsvorwürfe für nichtig erklärte. Der geschwächte Präsident hofft, mit Hilfe von Bhutto und ihrer Partei an der Macht bleiben zu können. Bhutto war zwischen 1988 und 1990 sowie zwischen 1993 und 1996 Regierungschefin in Pakistan.

Weißes Haus relativiert Bushs Kriegs-Aussagen

Das von US-Präsident Bush gezeichnete Weltkrieg-Szenario sei nur «rhetorisch» gemeint, versucht das Weiße Haus die Wogen nach dessen Äußerungen zu glätten. Bush habe keine Kriegspläne verkündet.

Die Äußerung von US-Präsident George W. Bush, ein atomar bewaffneter Iran könne einen Dritten Weltkrieg auslösen, war nach Darstellung des Weißen Hauses eine «rein rhetorische Anmerkung». «Der Präsident hat damit keine Kriegspläne verkündet, und er hat auch keine Erklärung abgegeben», sagte seine Pressesprecherin Dana Perino am Donnerstag in Washington.Bush habe damit lediglich seine Auffassung und die der internationalen Gemeinschaft bekräftigt, dass der Iran nicht in den Besitz von Nuklearwaffen gelangen sollte, fügte sie hinzu. Der US-Präsident hatte am Mittwoch vor Journalisten erklärt, wer einen Dritten Weltkrieg verhindern wolle, müsse daran interessiert sein zu verhindern, dass der Iran die Technologie zur Herstellung von Atomwaffen erlange.

Das Außenministerium in Teheran verurteilte die Bemerkung als Kriegsrhetorik, die eine Gefahr für den Frieden und die internationale Sicherheit darstelle. Auch in Deutschland stießen die Äußerungen auf scharfe Kritik. Eine solche rhetorische Eskalation sei kontraproduktiv für die Suche nach einer Lösung im Atomstreit mit dem Iran, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz (CDU). Die SPD bezeichnete Bushs Weltkrieg-Szenario als «unverantwortliches Gerede».

Bush-Sprecherin Perino bekräftigte dennoch die US-Auffassung, dass im Falle iranischer Atomwaffen in der Tat eine Situation bestünde, die zu einem Dritten Weltkrieg führen könnte.

Südafrikanischer Reggae-Star Dube erschossen

JOHANNESBURG: Vor den Augen seiner Familie ist der auch international bekannte südafrikanische Reggae-Star Lucky Dube in Johannesburg ermordet worden. Unbekannte schossen auf ihn, als er seinen Sohn im Zentrum der Stadt absetzte. Dube erhielt zahlreiche in- und ausländische Musikpreise und trat bei internationalen Benefiz-Konzerten auf, unter anderem 1992 beim WOMAD-Festival an der Seite von Peter Gabriel. In Südafrika zählt er neben Miriam Makeba und Johnny Clegg zu den populärsten Musikern.

„So wie Nicolas küsst, kann sich Cécilia gar nicht von ihm trennen"

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und seine Frau Cécilia haben laut einem Bericht des „Zappenduster", dem Magazin mit Rundumblick unter der Bettdecke, die Scheidung eingereicht. Der Countdown läuft und könnte ganz Europa erschüttern. Unter führenden Staatsrechtlern Frankreichs ist inzwischen ein Streit entbrannt, ob der Staatschef Frankreichs sich nach geltender Rechtslage überhaupt scheiden lassen kann. Nicolas Sarkozys Sprecher David Savarin wollte den Bericht nicht kommentieren, meinte jedoch am späten Abend im Pariser „Bistro de la Revolution" gegenüber internationalen Medienvertretern, man studiere im Elysée-Palast gegenwärtig die unorthodoxen Scheidungsmethoden des englischen Königs Heinrich VIII.

Während die Anwälte von Cécilia Sarkozy derzeit über eine angemessne Entschädigung für entgangene Lebensfreuden an der Seite des französischen Staatspräsidenten nachdenken, setzt die internationale Völkergemeinschaft, vertreten durch den Heiligen Vater in Rom und Deutschlands Familienministerin Ursula von der Leyen, fest auf familienpolitische Vermittlungsgespräche, mit dem Ziel, die Sarkozys zur Fortsetzung ihrer verkorksten Ehe zu bewegen.

Venezuela: Homo-Schutz in Verfassung?

Caracas - Das venezolanische Parlament hat zugestimmt, den Diskriminierungsschutz von Schwulen und Lesben in die Verfassung aufzunehmen. Die Regierung von Staatspräsident Hugo Chávez arbeitet derzeit an einer weit reichenden Verfassungsreform. Neben Diskriminierung aufgrund sexueller Ausrichtung sollen auch die Merkmale Rasse, Religion, Alter und Gesundheitszustand aufgenommen werden. Bei den mehreren Dutzend Verfassungsänderungen soll außerdem das Wahlalter von 18 auf 16 Jahre gesenkt und die Amtszeit-Begrenzung für das Präsidentenamt aufgehoben werden, damit Chávez erneut für diesen Posten kandidieren kann.


Die Wähler müssen der Verfassungsreform bei einer Volksabstimmung noch zustimmen.

In Venezuela ist Homosexualität erst seit der Machtübernahme der Sozialisten im Jahre 1999 legal. Nach wie vor werden Schwule und Lesben diskriminiert und schikaniert, wie aus den Berichten von Amnesty International hervorgeht. Homosexuellen ist ferner der Dienst im Militär untersagt.
Präsident Chávez sagte vor kurzem bei einem Wahlkampfauftritt, er sei ein Macho und nicht schwul.

Große Koalition gegen Gleichstellung

Berlin - Die Bundesregierung hat im gestern beschlossenen Dienstrechtsneuordnungsgesetz entschieden, schwule und lesbische Beamte und Soldaten nicht mit ihren heterosexuellen Kollegen gleichzustellen. Mit dem Gesetz soll die Besoldung der Mitarbeiter des Bundes neu geregelt werden. Nach dem auch von der SPD abgesegneten Entwurf von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) werden nun verpartnerte Beamte wie Ledige behandelt, habe also keinen Anspruch auf Familienzuschlag und keine Beihilfe zu den Krankheitskosten ihres Partners, wenn diese kein Einkommen haben. Außerdem erhalten überlebende Lebenspartner keine Pension.

FDP greift SPD scharf an

Die FDP kritisierte die Entscheidung der Bundesregierung scharf: "Es ist nicht akzeptabel, wenn die Koalition die Diskriminierung homosexueller Partnerschaften mit den geplanten Reformen zementiert", erklärte der liberale Bundestagsabgeordnete Michael Kauch. "Die SPD muss jetzt Farbe bekennen, ob sie sich in der Koalition mit CDU und CSU ernsthaft für die Bürgerrechte von Schwulen und Lesben einsetzt." Die FDP fordert eine völlige Gleichstellung von Schwulen und Lesben, bekräftigte Kauch.

LSVD: Schwule sind Bürger 2. Klasse

"Die Versagung der Beihilfe ist besonders ungerecht, weil einkommenslose Lebenspartner von Arbeitern und Angestellten in der Familienversicherung kostenlos mitversichert werden", erklärte Manfred Bruns, Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD). "Die Ausgrenzung der Lebenspartner geht so weit, dass beim Aufstieg in den Besoldungsstufen noch nicht einmal die
Zeiten anerkannt werden sollen, in denen verpartnerte Beamte sich haben beurlauben lassen, um ihren Partner zu pflegen". Schäuble wolle damit eigenen Angaben zufolge Ehe und Familie fördern. "Wir meinen, das ist nur vorgeschoben. In Wirklichkeit soll festschreiben werden, dass Lesben und Schwule nur Staatsbürger zweiter Klasse sind", so Bruns.

Enttäuscht zeigte sich auch der LSVD von der SPD: Die sozialdemokratischen Minister "hätten die Möglichkeit gehabt, mit Rücksicht auf das vom Europäischen Gerichtshof zu erwartende Grundsatzurteil auf eine Verschiebung des Kabinettsbeschlusses zu drängen". Der LSVD bezieht sich dabei auf den vor dem Euro-Gericht anhängigen Fall Maruko. Hier hatte der EU-Generalanwalt vor gut einem Monat erklärt, dass die Benachteiligung von Eingetragenen Lebenspartnern gegenüber Ehepartnern bei der Hinterbliebenenrente in Deutschland gegen die EU-Gleichstellungsrichtlinie verstößt. Das Gericht folgt fast immer dem Urteil des Generalanwaltes.

Das Bundesverfassungsgericht hat dagegen entschieden, dass schwule und lesbische Beamte kein verfassungsmäßiges Recht auf Anerkennung haben, weil das Grundgesetz die Ehe besonders schütze. Europarecht steht allerdings über dem deutschen Grundgesetz.

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Anglikaner: Homo-Streit weitet sich aus

Ottawa - Der Konflikt innerhalb der anglikanischen Kirche über den Umgang mit Homosexuellen wird immer größer. Am Wochenende die Diözese von Ottawa (Kanada) auf einer Synode mit 177 gegen 97 Stimmen beschlossen, verheiratete schwule und lesbische Paare zu segnen. Der Entscheidung muss noch Bischof John Chapman zustimmen. Er gilt als Befürworter von Homo-Rechten.

Erst im Juni hatte die nationale Kirche angesichts des Konfliktspotenzials beschlossen, vorerst keine Homo-Paare mehr zu segnen. Dieser Empfehlung würde Ottawa nun zuwiderlaufen. Konservative Anglikaner kritisieren die Entscheidung: "Unglücklicherweise hat sich die Synode entschlossen, die überwältigende Mehrheit der weltweiten anglikanischen Gemeinschaft zu missachten und so die Kirche zu spalten", erklärte das konservative Anglican Network of Canada. Die Kirchen von Kanada und den USA gelten als die homofreundlichsten innerhalb der anglikanischen Gemeinschaft, während bei Landeskirchen in Afrika Toleranz gegenüber Schwulen und Lesben kategorisch abgelehnt wird.

Streit auch im Mutterland England

Auch in der relativ liberalen anglikanischen Mutterkirche in Großbritannien ist ein Streit um den Umgang mit Schwulen und Lesben ausgebrochen. Michael Nazir-Ali hat als erster Bischof seine Teilnahme zum größten Treffen der Weltkirche – der nur alle zehn Jahre stattfindenden Lambeth-Konferenz – abgesagt. Sie soll Mitte 2008 im südostenglischen Kent stattfinden. Der Bischof von Rochester will erst teilnehmen, wenn die US-Anglikaner ausgeladen werden. Zuvor hatten bereits mehrere afrikanische Bischöfe einen Boykott angekündigt. Die USA sind das einzige Land mit einem schwulen Bischof und einer Frau als Primas (Chef-Bischof einer Landeskirche). Der schwule Bischof Gene Robinson wurde erst gar nicht zur Lambeth-Konferenz eingeladen.

Homophobie auf der Wiesn?

München - Die Münchener Stadtratsfraktion "Die Grünen/Rosa Liste" fordern einen Wiesn-Wirt in einem offenen Brief auf, Vorwürfen von Gewalt und Schwulenfeindlichkeit seines Sicherheitspersonals nachzugehen. Besucher berichten von "übermäßiger Härte" und "feindlichem Verhalten gegenüber schwulen Gästen" am 7. Oktober. Bereits am nächsten Tag fragten die Grünen bei Wiesn-Wirt Peter Schottenhamel nach den Hintergründen des Vorfalls. Augenzeugenberichten zufolge sollen am Boden liegende Gäste vom Sicherheitspersonal getreten und gefesselt worden sein.

Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" war Wirt Schottenhamel an dem betreffenden Abend nicht anwesend. "So wie das dargestellt wird, kann ich es mir nicht vorstellen", erklärte er, sicherte aber zu, allen Vorwürfen nachzugehen und gegebenenfalls Konsequenzen zu ziehen.



NY: Homoehe kostet 1 Dollar mehr

New York - Wenn sich ein heterosexuelles Paar in New York City zur Eheschließung anmeldet, zahlt es 35 Dollar. Wenn ein homosexuelles Paar seine Partnerschaft offiziell registrieren lassen will, werden 36 Dollar fällig. Diese von Homoverbänden kritisierte Diskrepanz soll laut Bürgermeister Bloomberg in Kürze beseitigt werden.

Ein Vertreter der New Yorker Schwulengruppen fand die treffende Umschreibung für das scheinbar kleine Problem: "Es ist lächerlich, mehr zu zahlen für weniger Rechte. Das ist wie nouvelle cuisine in den Restaurants. Weniger Essen auf dem Teller, aber du zahlst dennoch mehr."

Der höhere Betrag ist einfach nur dadurch zustande gekommen, dass zwei unterschiedliche Stellen die Gebühr entrichten. Das Entgelt für die Registrierung der Ehe wird vom Staat festgelegt, für die Partnerschaftsregistrierung ist allein die Stadt verantwortlich. Dort habe man den Aufwand errechnet und sei auf die 36 Dollar gekommen.

Mufti: "Rottet Schwule aus!"

Kampala - Ein führender islamischer Rechtsgelehrter in Uganda hat gefordert, alle Homosexuellen des Landes auf eine unbewohnte Insel im Victoriasee zu verbannen, auf der sie sterben sollen. Scheich Ramathan Shaban Mubajje schlug das dem Präsidenten Yoweri Museveni bei einem persönlichen Treffen vor: "Wenn sie alle auf der Insel sterben, haben wir keine Homosexuelle mehr in unserem Land", erklärte Mubajje nach Angaben der Zeitung "The Monitor". Würde Homosexualität toleriert werden, führe das zu einem unaufhaltsamen moralischen Verfall, so der Rechtsgelehrte. Bei dem Treffen soll keiner dem Mufti widersprochen haben.

Bereits Ende August hatte eine islamische Jugendgruppe angekündigt, mit Milizen gegen Homosexuelle vorgehen zu wollen (queer.de berichtete).

Im 28 Millionen Einwohner zählenden westafrikanischen Staat Uganda sind rund 85 Prozent der Bevölkerung Christen und 13 Prozent Muslime. Homosexualität wird mit langjährigen Haftstrafen geahndet.

Sex-Opfer sagen gegen Kinderschänder aus

Thailändische Jugendliche erhielten Geld

Drei thailändische Jugendliche haben der thailändischen Polizei ihre Kontakte mit dem weltweit gesuchten mutmasslichen Kinderschänder Christopher Paul Neil geschildert. Die Jungen gaben an, im Alter von 9, 13 und 14 Jahren von dem Kanadier für sexuelle Handlungen geringfügig bezahlt worden zu sein.

Die Behörden in Bangkok kündigten noch für Donnerstag die Ausstellung eines Haftbefehls gegen Neil an. Zugleich erklärten sie, dass ihnen noch mindestens ein weiteres Opfer bekannt sei.

Opfer teilweise sechs Jahre alt

Dem Verdächtigen werden ähnliche Vergehen auch in Kambodscha und Vietnam zur Last gelegt. Einige der sexuell misshandelten Jungen sollen erst sechs Jahre alt gewesen sein.

Grenzbeamte wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Der 32-Jährige, der sich seit Jahren seiner Festnahme entzieht, war am Donnerstag nach Thailand eingereist und dann untergetaucht.

Gesicht rekonstruiert

Bei dem Gesuchten handelt es sich laut Interpol um einen Englischlehrer, der an Schulen in Südkorea, Vietnam und Thailand gearbeitet hat.

Die internationale Polizeibehörde hat Anfang Oktober im Internet Fotos des Verdächtigen veröffentlicht, der seit Jahren als Sextourist durch die Welt reist. Spezialisten des Bundeskriminalamts (BKA) hatten das Gesicht des Mannes rekonstruiert, das dieser auf hunderten Internet-Fotos unkenntlich gemacht hatte.

Oberstes US-Gericht stoppt erneut Exekution

Die durch eine Giftspritze hingerichteten Todeskandidaten erleiden extreme Schmerzen und ersticken oft bei vollem Bewusstsein. Ein US-Häftling legte deshalb Beschwerde ein - seine Hinrichtung wurde ausgesetzt.

Nur vier Stunden vor der geplanten Hinrichtung hat das Oberste Gericht der USA erneut die Exekution eines Häftlings blockiert. Das berichtete die «Washington Post» am Donnerstag. Demnach setzte der Supreme Court am Mittwoch die Exekution des verurteilten Mörders Christopher Emmett im Bundesstaat Virginia aus. Damit werde ein landesweites Hinrichtungsmoratorium immer wahrscheinlicher.
Der Häftling hatte zuvor in einer Beschwerde bei der höchsten Instanz geltend gemacht, dass die Hinrichtung mit der Giftspritze extreme Schmerzen verursache und deshalb als grausame Strafe gegen die Verfassung verstoße. Bereits zuvor hatte der Oberste Gerichtshof die Hinrichtung eines Gefangenen in Texas gestoppt.

Im kommenden Jahr will der Supreme Court anhand der Eingabe eines Häftlings in Kentucky grundsätzlich über die Zulässigkeit der Giftspritze entscheiden. 37 der 38 Bundesstaaten, in der die Todesstrafe vollstreckt wird, hatten sie bisher als Haupthinrichtungsmethode gewählt. Inzwischen haben aber bereits mehr als zehn Bundesstaaten die Exekutionen aufgrund gerichtlicher Eingaben von Häftlingen ausgesetzt.

Die «Washington Post» zitierte Experten mit den Worten, dass das Eingreifen der Obersten Richter praktisch ein US-weites Moratorium bis zu der endgültigen Entscheidung einläute. «Ich glaube, dass wir nur noch einige wenige Staaten sehen werden, die eine Ausnahme bilden wollen, wenn das Oberste Gericht bereit zu sein scheint, sich einzuschalten und Hinrichtungen zu stoppen», sagte beispielsweise Jurist Douglas Berman von der Staatsuniversität Ohio. «Das ist ein de facto Moratorium.»

Seit der Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA im Jahr 1976 wurden 1099 Hinrichtungen vollzogen, davon 928 durch die Giftspritze. Zunächst wird den Todeskandidaten das Barbiturat Thiopental zur Betäubung eingespritzt, dann Pancuroniumbromid zur Lähmung der Muskeln mit Ausnahme des Herzens, das dann mit Kaliumchlorid zum Stillstand gebracht wird. Mehrere wissenschaftliche Studien aufgrund von Obduktionen haben ergeben, dass die verabreichte Dosis an Betäubungsmitteln oft zu gering ist und manche Gefangene bei vollem Bewusstsein langsam ersticken, ohne ihre Schmerzen herausschreien zu können.

Dienstag, 16. Oktober 2007

GB: Homoehe beliebter als in Deutschland

London - Im Jahr 2006 haben sich in Großbritannien über 16.000 Paare verpartnern lassen. Das gab die britische Regierung am Wochenende bekannt. Die Homo-Ehe war Mitte Dezember 2005 eingeführt worden. In den ersten zwei Wochen heirateten bereits rund 2.000 Paare, womit Ende 2006 über 18.000 Homo-Ehen geschlossen worden sind.

Im wesentlich größeren Deutschland hat es fünf Jahre gedauert, bis die selbe Anzahl an Eingetragenen Partnerschaften vor Standesämtern oder anderen Behörden eingegangen worden sind. Allerdings haben Schwule und Lesben auf der britischen Insel die gleichen Rechte und Pflichten wie Hetero-Paare, während in der Bundesrepublik die Rechte von Homo-Paaren nach wie vor stark eingeschränkt sind, insbesondere im Steuer- und Adoptionsrecht.

Weitere Details der Statistik: In England ist die Mehrheit der Homo-Paare männlich, allerdings holen die Lesben auf: Im 1. Quartal 2006 waren noch zwei Drittel der gleichgeschlechtlichen Paare schwul, im 4. Quartal verringerte sich der Anteil auf 57 Prozent. Das Durchschnittsalter für Schwule lag bei 47 Jahren, für Lesben bei 44 Jahren – auch das ging im Laufe der Monate stetig zurück. Zehn Prozent der Schwulen und 25 Prozent der Lesben waren vor ihrer Verpartnerung bereits mindestens einmal verheiratet.

Noch nie so viele Homosexuelle

Sitzt schon bald eine rosa Fraktion im Parlament?
Zumindest stellen sich so viele schwule und lesbische Kandidaten zur Wahl wie noch nie.

SVP-Kandidat Thomas Fuchs.

Bisher waren Gays und Lesben gerade mal durch zwei geoutete homosexuelle Politiker im 200 Köpfe starken Nationalrat vertreten: Claude Janiak (59, SP) aus Binningen BL und Marianne Huguenin (57, PdA) aus dem Kanton Waadt.

Doch am kommenden Sonntag könnten diverse weitere dazukommen: 16 Schwule und 13 Lesben wollen laut der Zeitschrift «Akut» in die Grosse Kammer – so viele wie noch nie. Auf den Wahllisten stehen 22 Gay-Politiker aus den Linksparteien, aber auch fünf Homosexuelle aus den Mitteparteien und sogar zwei aus dem rechten Lager.

Einer von ihnen ist der Berner SVP-Kandidat Thomas Fuchs. Gay-Anliegen haben für den 41-Jährigen jedoch keine Priorität. Er ist etwa dagegen, dass Homosexuelle Paare Kinder adoptieren dürfen. Auf die Frage, wie die SVP mit seiner Homosexualität umgeht, gibt der Banker zu: «Anfangs hatten viele grosse Probleme damit, für viele war ich überhaupt der erste Gay, den sie kannten – oder dachten dies zumindest.» Dies sei ihm aber egal. «Mir gefallen auch nicht alle Köpfe in der SVP», so Fuchs.

Gesetz gegen Homophobie gefordert

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Rio de Janeiro - In Rio sind am Wochenende beim CSD 800.000 Menschen auf die Straße gegangen, um für ein Gesetz gegen Homophobie zu kämpfen. Nach Angaben von Homo-Gruppen seien in den letzten zehn Jahren 2.600 Menschen im Land wegen ihrer Homosexualität ermordet worden. Außerdem solle die Regierung in Brasilia endlich Eingetragene Partnerschaften einführen, so die Demonstranten. Über die Homo-Ehe wird im Parlament bereits seit über einem Jahrzehnt diskutiert.

Beim 12. CSD am weltbekannten Strand der Copacabana haben dieses Jahr mehrere hochrangige Politiker teilgenommen, unter ihnen mit Sérgio Cabral auch erstmals der Gouverneur des Bundesstaates Rio.

Im Juni fand in der brasilianischen Metropole São Paulo mit über drei Millionen Teilnehmern der weltweit bislang größte CSD statt.

Montag, 15. Oktober 2007

Zucker für die Islamhasser

Das Ramadan-Ende wurde in Köln mit einem öffentlichen Kulturfest gefeiert.
Wie diese Orientfantasie nach erster Aufregung doch Wirklichkeit werden konnte.


VON DANIEL BAX

Es gab dann doch keine Zwischenfälle. Stattdessen roch es am Rheinufer rund um die Kölner Philharmonie am Wochenende nach Pfefferminztee und Wasserpfeifen, und aus bunten Zelten drangen persische Sufi-Poeme, traditionelle Klänge und moderner Orient-Pop. Im Schatten des mächtigen Kölner Doms hatten die Kölner Philharmonie und der WDR-Sender Funkhaus Europa eine kleine Zeltstadt aufgebaut, um unter dem Motto "Salam Ramadan" das Ende des muslimischen Fastenmonats mit einem Kulturfest zu feiern.

Während in einem Zelt das altmodische Schattentheater "Karagöz" aus der Türkei aufgeführt wurde, lief in einem anderen Fatih Akins Musikdoku "Crossing the Bridge", und während der Popautor Selim Özdogan seine Kurzgeschichten las, gaben im Konzertsaal der Philharmonie der ägyptische Popsänger Mohammed Mounir, die malische Songwriterin Rokia Traoré sowie der türkische Percussionist und Orchesterchef Burhan Öcal auf der Bühne das Mikrofon einander in die Hand. Kurzum: Eine Orientfantasie wurde Wirklichkeit. Zum Glück eine friedliche.

"Zum Glück gab es keinen Ärger", atmet der WDR-Journalist Francis Gay auf. Denn seit in der Stadt die ersten Plakate mit dem Festivalmotto "Salam Ramadan" geklebt wurden, hatte es einige Aufregung gegeben. So wurde etwa über die türkische Botschaft laut, dass sich manche Türken an der arabischen Schreibweise des Titels störten - auf Türkisch lautet das traditionelle Grußwort nämlich "Selam". Außerdem war man der Meinung, dass zu einem religiösen Fest eher religiöser Gesang gehöre und nicht ein profanes Kulturfestival.

Das hätte man noch als übertriebene Empfindlichkeit einer Minderheit abtun können, die gern ein Deutungsmonopol für sich beansprucht, wie man den Ramadan feiern sollte und wie nicht. In islamisch geprägten Ländern endet der Fastenmonats traditionell mit dem "Zuckerfest": Man feiert es mit Verwandten, Freunden und Nachbarn und bedenkt Kinder mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken, was ein wenig an christliche Weihnachten erinnert - man muss bekanntlich nicht unbedingt religiös sein, um solche Feste zu schätzen. In Deutschland wird das "Zuckerfest" bislang nur im privaten Rahmen begangen. In islamischen Ländern dagegen ist es ein gesellschaftliches Ereignis, das mit öffentlichen Feierlichkeiten einhergeht.

Dass man in Köln nun an diese Tradition anknüpfen wollte, hat den Veranstaltern aber auch offenen Hass eingetragen. Bedrohlich klangen manche Schmähbriefe, die dem WDR deshalb ins Haus flatterten. Als eine einschlägig bekannte Muslimfresser-Website auf die Veranstaltung hinwies, wurden der WDR und die Philharmonie mit Protestbriefen und Hassmails überschüttet. Dass die meisten der Verfasser durchaus gewählt zu formulieren vermochten, lässt darauf schließen, dass sie in bildungsbürgerlichen Kreisen zu suchen sind: "Da wurden zum Teil seitenweise Suren zitiert, um den Beweis zu führen, dass der Islam eine gewalttätige Religion sei", erinnert sich Gay. "Oder es wurde beklagt, dass dafür öffentliche Gelder geflossen seien."

Möglicherweise handelt es sich ja auch nur um ein multikulturelles Missverständnis. "Vielleicht war ich ein wenig naiv", wundert sich Francis Gay. Für den gebürtigen Franzosen war es eigentlich eine Selbstverständlichkeit, das Ende des Ramadan mit einer solchen Veranstaltung zu feiern, schließlich haben Kulturfeste wie dieses in Frankreich unter dem Titel "Nuits du Ramadan" längst Tradition.

In der multireligiösen Stadt Köln, in der schon der Papst zu Gast war und die kürzlich erst einen Evangelischen Kirchentag überstanden hat, sollte ein Kulturfest zu einem islamischen Feiertag eigentlich kein Problem sein, sollte man meinen.

Aber die Stadt Köln ist schon ein seltsames Pflaster: Jahrelang hielt hier der radikale Islamistenführer Metin Kaplan im Stadtteil Nippes in seinem eigenen kleinen "Kalifatsstaat" Hof, ohne dass es deshalb zu öffentlichen Protesten oder gar Demonstrationen gekommen wäre - und das, obwohl die Türkei mehr als einmal ein hartes Vorgehen gegen den "Kalifen von Köln" gefordert hatte. Erst nach dem 11. September wurde seine Organisation kurzerhand verboten, er selbst vor drei Jahren in die Türkei abgeschoben. Doch seit der türkische Verband Ditib, fundamentalistischer Umtriebe völlig unverdächtig, in Köln eine neue Moschee baut, kochen dort die Emotionen hoch. Für den 11. September 2007 hatten die Publizisten Ralph Giordano und Udo Ulfkotte in Köln sogar eine Demonstration gegen die "schleichende Islamisierung Europas" geplant, die kurzfristig abgesagt wurde. Sie hätten in dem gestrigen Event wohl auch nur einen weiteren Beleg für ihre paranoide These erkannt.