Sonntag, 21. November 2010

wieder Prügel-Polizisten

 (Bild:  picture-alliance/dpa - Archiv)

Staatsanwalt ermittelt

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei Frankfurter Polizisten. Die Beamten sollen einen 44-Jährigen krankenhausreif geprügelt haben - der Mann hatte einen Einbruch gemeldet.

Der Hausmeister handelte an jenem Abend am 27. September im Frankfurter Stadtteil Sossenheim so, wie es sich Politiker und Polizei immer wünschen: Er ist aufmerksam, bemerkt einen Einbruch in einem Kindergarten und alarmiert die Polizei. Doch als Polizisten am Tatort eintrafen, verprügelten sie den 44-Jährigen nach hr-Informationen so heftig, dass er schwer verletzt wurde. Nun ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt.

Die Frankfurter Polizei bestätigte den Vorfall. Ein Sprecher sagte hr-iNFO, der Mann sei mit einer Taschenlampe am Einsatzort angetroffen worden. Die Beamten hätten ihn nicht gleich als Zeugen erkannt und vorläufig festnehmen wollen. "Wir stehen dazu, wir bedauern es", sagte der Sprecher. Das Vorgehen der Polizisten sei aber vom "grundsätzlichen Ablauf" her korrekt gewesen. Sie hätten zunächst für ihre eigene Sicherheit am Tatort sorgen müssen.
 

Knochenbrüche und Prellungen

Die Liste der Verletzungen ist lang: Die Polizisten haben den Mann nach Ansicht der Staatsanwaltschaft so heftig verprügelt, dass er Nieren-, Becken- und Schädel-Prellungen erlitt. Außerdem wurden ihm drei Knochenfortsätze der Lendenwirbel gebrochen. Der 44-Jährige versichert, er habe immer wieder seinen Namen gerufen und gesagt, dass er die Polizei alarmiert habe.

Dennoch hätten ihn die Polizisten mit dem Schlagstock attackiert und seien mit den Knien auf sein Becken gesprungen. Als er nicht mehr aufstehen konnte und um einen Krankenwagen bat, hätten die Beamten erklärt, wenn er einen brauche, solle er sich doch selbst einen rufen.
 

Zivilcourage auf die Probe gestellt

Der 44-Jährige und seine Frau sind enttäuscht: "Da ruft man schon die, die man rufen soll und will nicht weggucken", sagt die Frau des Hausmeisters unter Berufung auf die Kampagne "Gewalt, sehen, helfen" des Präventionsrats der Stadt Frankfurt. "Aber ich weiß nicht, ob ich das nächste Mal hingucke."

Genau das befürchtet auch Horst Cerny vom Opferververband Weißer Ring Hessen. "Ich kann mit allem nachfühlen, was dieser Mann jetzt über die Polizei denkt", sagte Cerny dem hr. Solch ein Vorfall sei verheerend für die Außenwirkung der Polizei und stelle die Zivilcourage der Menschen auf die Probe. Doch das Verhalten des 44-Jährigen sei genau richtig gewesen: "Menschen sollen hinsehen und anderen helfen."

"Kontakt mit dem Opfer aufnehmen"

Cerny empfahl der Polizei, mit Opfern solcher Vorfälle Kontakt aufzunehmen: "Man kann das wieder gutmachen." Das wünscht sich auch der 44-Jährige. Als ehemaliger Polizist zeigte Cerny aber auch Mitgefühl für die Beamten: "Klar, es ist ein tragischer Fehler gemacht worden. Aber die wollen doch keinen verprügeln, der die Polizei gerufen hat."

Die Frankfurter Polizei war in den vergangenen Monaten mehrfach in die Schlagzeilen geraten, weil Beamte im Einsatz Menschen verletzten oder niederschossen. Der richtige Einbrecher war übrigens noch in der selben Nacht gefasst worden, ganz in der Nähe des Kindergartens.

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