Anfang der Woche zeichnete Cedric Miller die Welt schön schwarz-weiß. Der Pfarrer einer evangelikalen Gemeinde in New Jersey erklärte der Presse, er werde seinen 1100 Gemeindemitgliedern zum Facebook-Verzicht raten, für die Amtsträger der Gemeinde sei er verpflichtend.
Miller begründete das Facebook-Verbot so: "In den vergangenen anderthalb Jahren habe ich Paare intensiv wegen ihrer Eheprobleme beraten, die mit Facebook zu tun hatten." Die Ursachen für den Ehezwist seien oft sehr ähnlich: Jemand von gestern, ein Ex-Partner, tauche wieder auf, das führe zum Austausch von Nachrichten. Schon oft habe es dann körperliche Begegnungen gegeben. "Die Versuchung ist einfach zu groß", sagte der Pfarrer.
Mit dieser Botschaft machte Miller weltweit Schlagzeilen, dann recherchierte eine Reporterin der Lokalzeitung " Asbury Park Press" und entdeckte eine Zeugenaussage Millers, in der er 2003 vor einem Gericht von seinen Sexualpraktiken berichtete. Die sind nun überhaupt nicht anrüchig, lassen Millers Facebook-Warnungen aber in einem anderen Licht erscheinen.
Der Priester hatte mit seiner Frau, einem Gemeindeangestellten und manchmal auch dessen Frau Gruppensex - bei den Bibelabenden am Donnerstag, ab und an auch sonntags nach dem Gottesdienst. Die Treffen endeten, als sich herausstellte, dass der Angestellte auch Affären mit mehreren Frauen aus der Gemeinde hatte.
Auf diese Vorkommnisse angesprochen, schrieb Priester Miller der "Asbury Park Press", es gebe einen Grund, dass die "Vergangenheit eines Menschen seine Vergangenheit" ist. Miller erklärte, der alte Fall sei vor Jahren geklärt worden, die Gemeinde wisse das seit langem, man werde sich davon nicht abhalten lassen, "so viele Ehen wie möglich zu retten". Im Hinblick auf seine viel zitierten Äußerungen über Facebook gesteht Miller einen Fehler ein: "Zu der Facebook-Sache: Kontext ist immer wichtig. Ich werde an diesem Sonntagmorgen diesen Kontext liefern." Da spielt der Pfarrer wohl auf seine Predigt an.
Die Anwürfe gegen seine Person kommentiert er so: "Ich habe auch ein süßes Brötchen gestohlen, als ich sieben oder acht Jahre alt war, daran wurde ich nun auch erinnert."
Natürlich, warum sollte ein Mensch nicht aus Fehlern lernen und darüber sprechen dürfen. Eine fast zehn Jahre alte Affäre verbietet den Priester ja nicht kritische Anmerkungen über Gegenwartsphänomene. Sie lässt nur an Millers Facebook-Kurzschluss zweifeln - die von ihm erwähnten "Fehler der Vergangenheit" haben mit Facebook gar nichts zu tun, das Netzwerk wurde erst 2004 gegründet.
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