Montag, 8. November 2010

Vatikan erkennt Putsch in Honduras an

Nuntio bei der UNO fordert Rückkehr zu Rechtsstaat in dem Land. Erzbischof Rodríguez Maradiaga hält an Verteidigung des Putsches fest

Unter Gleichen: Kardinal Rodríguez, Militärs und Polizisten in Tegucigalpa

Tegucigalpa/Genf. Der Staatsstreich in Honduras und die wachsende Gewalt sorgen zunehmend für Widersprüche auch in der katholischen Kirche. Während der Erzbischof von Tegucigalpa, Óscar Andrés Rodríguez Maradiaga, das De-facto-Regime in dem mittelamerikanischen Land verteidigt, hat der Vertreter des Vatikans vor den Vereinten Nationen, Francis Assisi Chullikat, nun widersprochen. In Honduras habe am 28. Juni 2009 ein Staatsstreich stattgefunden und das Land müsse zur verfassungsmäßigen Ordnung zurückkehren, sagte der vatikanische Prälat nach Angaben der honduranischen Tageszeitung El Libertador. Chullikat, der derzeitige Apostolische Nuntius in Irak, hatte den Vatikan in dieser diplomatischen Funktion in der Vergangenheit in Honduras vertreten.

Die Stellungnahme bringt nicht nur den Erzbischof von Tegucigalpa in Bedrängnis, sondern auch die katholische Hilfsorganisation Caritas International, der Rodríguez Maradiaga vorsteht. Seit dem Putsch hatten vor allem Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland den umstrittenen Kirchenfunktionär unterstützt und mehrfach eingeladen. Während in Honduras schwere Vorwürfe wegen der Rechtfertigung des Putsches gegen ihn erhoben wurden, trat Rodríguez Maradiaga im Mai etwa auf dem Ökumenischen Kirchentag in München auf.

Anfang Dezember nun hat die Katholische Akademie Hamburg den Kirchenfunktionär zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Während Menschenrechtsorganisationen in Honduras über einhundert politische Morde und rund 10.000 Menschenrechtsverletzungen seit dem Umsturz anklagen, soll Rodríguez Maradiaga auf Einladung des Akademiedirektors Hermann Breulmann zur „Globalisierung der Solidarität“ sprechen.

Der Position des Vatikan ungeachtet hält Rodríguez Maradiaga an seiner Verteidigung des Putsches fest. „Wir leben in einem Land der Freiheit“, entgegnete er auf Nachfragen von Journalisten nach einer Messe in Tegucigalpa. Weitere Nachfragen tat er nach einem Bericht der honduranischen Tageszeitung El Tiempo ab: „Darüber haben doch wirklich zur Genüge gesprochen“. Passanten bewarfen sein Auto daraufhin im Wegfahren mit Eiern, so El Tiempo.

Mitte Oktober erst hatten EU-Parlamentarier gegen einen Besuch des regimenahen Kardinals in Brüssel protestiert. Auch in Hamburg sollen Proteste stattfinden.

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