Dienstag, 16. September 2008

Sarah Palin wollte Homo-Buch aus Bibliothek verbannen

Die republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin wollte in ihrer Zeit als Gemeinderätin von Wasilla gezielt ein Homo-Buch aus der öffentlichen Bücherei entfernen lassen.

Wie die "New York Times" berichtet, missfiel Palin im Jahr 1995 die Titelseite des Buches "Daddy’s Roommate" ("Vatis Mitbewohner"). Daran erinnern sich sowohl der damalige Bürgermeister als die Bibliothekarin. Das 1991 erschiene Buch, das sich an vier- bis achtjährige Kinder richtet, erzählt die Geschichte eines Jungen, der bei einem gleichgeschlechtlichen Paar aufwächst. Es wird beispielsweise gezeigt, wie die Väter gemeinsam Gartenarbeit verrichten oder mit ihrem Sohn in den Zoo gehen.

Nachdem Palin das Buch kritisiert hatte, begutachtete es die Bibliothekarin – und befand es als harmlos. Sie schlug Palin vor, es sich anzuschauen, daraufhin erklärte die Politikerin dem Zeitungsbericht zufolge wirsch: "Ich brauche so ein Zeug nicht zu lesen". "Es war für mich ein Schock, dass jemand ein Buch aus der Bibliothek entfernen lassen will und sich nicht mal die Mühe macht, es zu lesen", erklärte die Bibliothekarin jetzt. "Ich bin immer noch stolz auf das, was Sarah geleistet hat, aber sie macht mir gleichzeitig Angst."

Zuvor war bereits ein Fall aus dem Jahr 1996 in die Presse gekommen, in dem Palin als Bürgermeisterin eine andere Bibliothekarin gefeuert hatte, weil diese offenbar nicht der Zensur von Büchern zugestimmt hatte. Nach öffentlichen Protesten musste die Politikerin ihren Schritt später zurücknehmen. Die McCain-Palin-Kampagne erklärte wiederholt, dass Palin keine spezifischen Bücher für eine Verbotsliste im Sinn hatte, sondern lediglich eine Debatte darüber führen wollte.

John McCain führt derzeit in den meisten Umfragen knapp vor dem demokratischen Kandidaten Barack Obama. Die Nominierung von Palin wird als geschickter Schachzug des als in republikanischen Partei als zu gemäßigt geltenden McCain angesehen, um konservative Wähler an die Wahlurne zu locken. Die Präsidentschaftswahlen finden Anfang November statt.

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