Dienstag, 16. September 2008

„Pro Köln“ lügt

Jean-Marie Le Pen, Führer der ultrarechten „Front national“ in Frankreich, wird nicht am „Anti-Islamisierungskongress“ in Köln am Wochenende teilnehmen. Laut Le Pens Sprecher Alain Wizier sei ein Besuch in Köln niemals geplant gewesen. Auch Le Pens Büro in Brüssel weiß nichts von einer solchen Vereinbarung.

KÖLN/BERLIN - Der Führer der ultrarechten „Front national“ in Frankreich, Jean-Marie Le Pen, wird nicht an dem „Anti-Islamisierungskongress“ in Köln am 19. und 20. September teilnehmen. „Ein Besuch in Köln war niemals geplant und wird auch nicht stattfinden,“ sagte Le Pens Sprecher Alain Wizier dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er bezeichnete die Veranstalter des Kongresses, die rechtsextreme Gruppierung „Pro Köln“, als „Lügner“. Die Zentrale des „Front national“ in Saint-Cloud bei Paris stehe in keinem Kontakt mit der Gruppierung und habe Meldungen über die angebliche Teilnahme Le Pens an der Kölner Veranstaltung mehrfach dementiert. Es sei deshalb erstaunlich, dass immer noch das Gegenteil behauptet werde. Le Pen werde am Wochenende in Nizza sein.

„Pro Köln“ dagegen kündigt Le Pens Auftritt nach wie vor an. Es gebe eine entsprechende Vereinbarung mit dem Büro des rechtspopulistischen Politikers in Brüssel. Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hieß es dort jedoch, man wisse nichts von dieser Verabredung.

Der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) warnte indessen vor einer Gewalteskalation am Samstag. "Ich rufe die Mehrheit der Kölner auf, den Rechtspopulisten durch gewaltfreie Verweigerung die kalte Schulter zu zeigen", sagte er der Tageszeitung "Die Welt". Er hoffe, dass die sonst tolerante Stadt Köln "mal so richtig intolerant" werde.

Die Veranstalter der Protestkundgebung von Gewerkschaften, Kirchen und weiteren Organisationen erwarten laut Schramma rund 60.000 Teilnehmern. Auf Seiten der Rechten sei "sicher mit ein paar Hundert" zu rechnen. Durch geschlossene Türen und Fenster sollten die Bewohner zeigen, "dass rechtspopulistische Rattenfänger, die offen auf Ausgrenzung setzen und nur Ängste schüren", nicht erwünscht seien, so der Oberbürgermeister.

Schramma: Keine rechtliche Handhabe

Laut Schramma gibt es dagegen aber keine rechtliche Handhabe. Mit einem "gewissen rechten Rand" müsse eine Millionenstadt wie Köln leben. Allerdings sei die überwältigende Mehrheit der Einwohner für ein friedliches Zusammenleben mit den Muslimen.

"Machen wir uns nichts vor: Köln wird in einigen Jahrzehnten eine Stadt mit einer echten Mischkultur sein", so Schramma. Bereits jetzt lebten dort 120.000 Muslime. Bei den Kindern sei das Verhältnis "schon heute 50 Prozent deutscher zu 50 Prozent ausländischer Herkunft". "Pro Köln" hatte sich in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Protesten gegen den Bau einer Moschee im Stadtteil Ehrenfeld gewandt.

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