Samstag, 4. September 2010

Afghanen belagern Kabul Bank

Anleger größter afghanischer Bank fürchten um ihr Geld
Kabulbank
 
Angst um Ersparnisse

Nachdem die Topmanager der größten afghanischen Bank unter Korruptionsverdacht geraten sind, fürchten Anleger in Afghanistan um ihr Geld. Trotz Beteuerungen von Staatspräsident Hamid Karsai, die Einlagen seien sicher, bestürmen seit Tagen Kunden die Filialen der Kabul Bank, um ihr Erspartes abzuheben.

Über die 2004 gegründete Kabul Bank werden die Gehälter der Soldaten, Lehrer und Beamten ausgezahlt, die heute fällig sind. Auch bereiten sich die Menschen auf das Eid-Fest zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan vor, zu dem Geschenke und Kleidung gekauft werden. Seit Mittwoch sollen die Anleger allerdings bereits mehrere hundert Millionen Dollar abgezogen haben. Die "Washington Post" berichtet, der Bank seien die US-Dollar ausgegangen. Sie könne nur noch Afghanis auszahlen. Offenbar hätten in den vergangenen Tagen vor allem Geschäftsleute ihr Geld abgezogen. Mittlerweile kämen immer mehr Kleinanleger zu den Banken.

US-Zeitungen hatten berichtet, die afghanische Zentralbank habe die beiden obersten Führungskräfte der Kabul Bank abgesetzt und den Aufsichtsratsvorsitzenden aufgefordert, Luxus-Immobilien im Wert von 160 Millionen Dollar zurückzugeben, die er in Dubai gekauft haben soll. Karsais Bruder Mahmud habe mietfrei in einem dieser Häuser in den Emiraten gewohnt, berichtete die "Washington Post".
Kunden der Kabul Bank lassen sich ihr Erspartes auszahlen (Foto: dpa)

Über die Kabul Bank werden die Gehälter der Staatsbediensteten ausgezahlt.

Vergeblich beteuerte Präsident Karsai, die Kabul Bank und die Einlagen seien sicher. Der Zentralbank stünden 4,8 Milliarden Dollar zur Verfügung, um eine Finanzkrise zu verhindern. Zentralbankchef Abdul Quadir Fitrat hatte bereits am Mittwoch versichert, die Zentralbank stünde hinter der Kabul Bank, an der der Bruder von Präsident Karsai Anteile hält. Die Regierung werde niemals zulassen, dass die Kabul Bank pleite gehe, sagte Fitrat. Die Bank habe keinerlei Probleme, Geld auszuzahlen, nirgendwo im Land. Die beiden Führungskräfte hätten die Bank freiwillig verlassen, nachdem neue Regeln erlassen worden seien, wonach Anteilseigner nicht Manager der Bank sein dürften.

Anleger haben das Vertrauen verloren

Schlangen vor der Kabul Bank (Foto: dpa)Weil sie weder dem Banksystem, noch dem Präsidenten trauen, heben viele Menschen ihr Geld ab

"Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, was unsere Führer sagen", sagte der Arzt Gholam Omar. "Die Bank wird in zwei Tagen zusammenbrechen, wenn der Run weitergeht. Ich habe 13.000 Dollar angelegt, und ich will alles abheben."

Ungewöhnlich lange Schlangen vor anderen Banken lassen die Furcht vor einer Ausweitung der Krise wachsen. "Ich habe gerade meine ganzen 1800 Dollar abgehoben", sagte Mohammed Usman am Ausgang des privaten Geldhauses Asis. "Wenn die Krise heute die Kabul Bank trifft, kann sie morgen Asis erreichen. Ich will lieber auf der sicheren Seite sein."

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