Freitag, 1. Juli 2011

Schweiz ist nicht gut zu Vögeln

Viele Vogelarten, die vor 60 Jahren noch in der Schweiz heimisch waren, sind verschwunden. Dies zeigt ein neuer historischer Brutvogelatlas der Schweizerischen Vogelwarte Sempach.

Die Entwicklung sei alarmierend, sagte Peter Knaus, einer der Mitautoren des Historischen Brutvogelatlasses. Er hofft für die Zukunft, dass zumindest die heutige dezimierte Vogelvielfalt erhalten und lokal verbessert werden kann.

Ursache auch bei der Landwirtschaft

Die Schweizer Vogelwelt war bislang ab Mitte der Siebzigerjahre gut dokumentiert. Knaus und sein Team durchforsteten Archive und befragten ältere Ornithologen und rekonstruierten mit Hilfe der gesammelten Informationen den Vogelbestand bis um 1950 zurück.

Schon damals war indes die Vogelwelt nicht mehr in Ordnung. Bei den Vögeln, die in Feuchtgebieten lebten, gab es wegen der Anbauschlacht im zweiten Weltkrieg bereits einen starken Rückgang, der sich dann bis in die 1970er-Jahre fortsetzte.

Bei den Vögeln, die im Kulturland heimisch sind, zeigt der Atlas für die Zeit von 1970 bis 1990 die grösste Erosion. Als Gründe nennt die Vogelwarte die Mechanisierung und Intensivierung der Landwirtschaft, aber auch die Ausdehnung des Siedlungsgebietes.

20 Prozent der Vögel ausgestorben

So verschwanden alte Obstbaumgärten, durch das maschinelle Ernten bleibt weniger auf dem Feld zurück. Die Vögel verloren Lebensraum und Nahrung, etwa Insekten, deren Vielfalt stark abnahm.

Der Wald blieb als Lebensraum für die Vögel relativ intakt. Die Fläche blieb erhalten. Auswirkungen auf die Vögel gab es dennoch, dies weil weniger Holz geschlagen und der Wald stärker für Sport und Erholung genutzt wird.

Der Atlas dokumentiert grosse Artenverluste. Im Mittelland sei in den letzten 60 Jahren rund ein Fünftel der Vogelarten verschwunden, sagte Knaus. So seien es im Aargau 23 Arten gewesen.

Storch-Population verdoppelt

Im Mittelland starben etwa Steinkauz und Wachtelkönig aus, in der Ostschweiz Wendehals und Bekassine, in der Nordwestschweiz Wiedehopf und Rotkopfwürger, in der Romandie Rebhuhn und Raubwürger. Im Tessin kommen der Ziegenmelker und die Heidelerche unter Druck - dies, weil Landwirtschaftsland vergandet.

In der Vogelwelt gab es in den letzten 60 Jahren indes nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner. Neue Arten wie die Kolbenente wanderten ein, oder der Wanderfalke kehrte zurück. Der Storch ist heute gar doppelt so häufig wie vor 100 Jahren.

Vom zunehmenden Vogelschutz profitierten nur wenige Arten. Mit dem Schutz einer bestimmten Art sei es nicht getan, sagte Knaus. Wenn der Lebensraum nicht mehr vorhanden sei, nütze dies nichts.

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