Belgrad - Die Scharmützel am Sonntag dauerten Stunden. Die Randalierer waren meist jung und männlich - angeführt wurde der Mob zum Teil von Geistlichen. Die Krawallmacher demolierten Autos, plünderten Geschäfte, rissen Verkehrszeichen aus der Verankerung, setzten Müllcontainer in Brand, warfen Steine. Zum Ende der Homosexuellenparade eskalierte die Gewalt. Die Polizei schoss mit Tränengas zurück und setzte gepanzerte Fahrzeuge ein.
Die Unruhen seien ein "unerhörter Ausbruch von Hass" durch eine "faschistische Gruppe", sagte Verteidigungsminister Dragan Sutanovac. "Das ist ein sehr trauriger Tag für Serbien".Anlass der Ausschreitungen war der erste Umzug von Homosexuellen seit 2001. Schätzungsweise 1000 Menschen hatten sich zur sogenannten "Parade des Stolzes" der Schwulen und Lesben in einem Park im Zentrum versammelt. Der kurze Umzug fand praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, denn die Polizei hatte das Gebiet schon am Vorabend teilweise gesperrt.
Vor neun Jahren war der erste Umzug in Gewalt geendet, nachdem Extremisten die Teilnehmer angegriffen hatten. Im vergangenen Jahr war die Demonstration nach Drohungen abgesagt worden.
Rund 5000 Polizisten schützten die Homosexuellen am Sonntag vor Übergriffen, zu denen verschiedene extremistische Organisationen offen oder indirekt aufgerufen hatten. Anti-Terror-Einheiten zerstreuten die Gewalttäter auch in der zentralen Fußgängerpassage, wo sie Schaufenster demolierten hatten.
Nach Berichten des Fernsehsenders B92 wurden dabei mindestens 57 Menschen verletzt, darunter 47 Polizisten. Zwei Linienbusse wurden verwüstet. Ein Lagerraum im Sitz der Regierungspartei DS wurde in Brand gesetzt - ihr gehört Präsident Boris Tadic an, der den Marsch unterstützte. Auch eine Auslage im Gebäude des Staatsfernsehens ging zu Bruch.Auch am Sonntag trugen einige Randalierer wieder Heiligenbilder, Ikonen und Kreuze und sangen Kirchenlieder. Bereits am Samstag hatten rund 20.000 Menschen gegen die Homosexuellenparade demonstriert - allerdings friedlich. Bischöfe der serbisch-orthodoxen Kirche hatten ebenso zur Verhinderung des Umzugs aufgerufen wie nationalistische Zeitungen.
Diplomaten und Parlamentarier der EU, des Europaparlaments, des Europarats und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wandten sich ermutigend an die Teilnehmer des Umzugs. Es gehe gegen die Diskriminierung von Minderheiten. Die Parade sei ein Test für die Achtung der Menschenrechte in Serbien.
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