Montag, 11. Oktober 2010

Griechischer Polizist wegen Mordes verurteilt

Schüsse auf 15-Jährigen

Seine Tat löste tagelange, schwere Krawalle und Massendemonstrationen aus: In Zentralgriechenland ist ein Polizist wegen Mordes verurteilt worden, der 2008 einen 15-Jährigen erschossen hatte. Der Beamte hatte von einem Unfall gesprochen - doch Augenzeugen widersprachen.
Epaminondas Korkoneas, center, the 37-year-old police officer who is accused of firing the shot that killed 15-year-old Alexandros Grigoropoulos, arrives an Athens prosecutor's office on Wednesday, Dec. 10, 2008. The Greek capital saw a fifth day of rioting following the fatal shooting of the teenager on Saturday night.Amfissa - Ein Gericht im zentralgriechischen Amfissa sprach den 38-jährigen Epaminondas Korkoneas am Montag wegen Mordes für schuldig und verurteilte ihn zu lebenslanger Haft. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Polizist den Jugendlichen Alexandros Grigoropoulos vorsätzlich erschossen habe.

Der Vorfall ereignete sich am 6. Dezember 2008 im alternativen Stadtteil Exarchia nach einem Zusammenstoß von Polizei und Autonomen. Nach Angaben des Polizisten habe eine Gruppe von Personen ihn und seinen Kollegen mit Steinen angegriffen. Darauf habe er drei Warnschüsse abgefeuert, von denen einer als Querschläger den Jugendlichen getroffen habe. Nach Darstellung von Zeugen war der aus wohlhabenden Kreisen stammende Jugendliche auf dem Weg von einer Namenstagsfeier in eine verbale Auseinandersetzung mit einem Polizisten geraten, woraufhin dieser seine Waffe gezogen und den Jugendlichen gezielt erschossen habe

Einer der drei Richter und drei der vier Geschworenen stimmten für den Schuldspruch wegen Mordes. Die übrigen drei Beteiligten wollten den Polizisten lediglich wegen Totschlags verurteilen, was eine geringere Strafe nach sich gezogen hätte. Korkoneas' Streifenpartner, der 32-jährige Vassilios Saraliotis, wurde wegen Beihilfe verurteilt.

Der Prozess fand in dem 200 Kilometer westlich von Athen gelegenen Amfissa und nicht in der Hauptstadt statt, weil die Behörden Ausschreitungen wie nach Grigoropoulos' Tod befürchteten. Anarchisten hatten gedroht, die beiden Angeklagten zu töten.

In den Tagen und Wochen nach den tödlichen Schüssen hatten in Griechenland Zehntausende Menschen gegen die Polizeigewalt demonstriert. Dabei kam es immer wieder zu gewalttätigen Zusammenstößen. In Athen zerstörten Demonstranten Dutzende Geschäfte, mehrere brannten völlig aus. Auch in anderen griechischen Städten randalierten Hunderte Jugendliche, zerstörten Autos und schlugen Fensterscheiben ein. Am Jahrestag von Grigoropoulos' Tod kam es erneut zu Ausschreitungen.

Die Verteidigung bezeichnete den Tod des Jugendlichen als "tragischen Unfall". Die Anwälte des Polizisten führten an, ihr Mandant habe sich gegen die Gruppe verteidigen wollen. Dem britischen Rundfunksender BBC zufolge sagten Zeugen jedoch aus, Korkoneas habe erst gezielt und dann abgedrückt. Ein Augenzeuge hatte unmittelbar nach der Tat einem Radiosender gesagt: "Es war ein kaltblütiger Mord."

Das Gericht erkannte in seinem Urteil keine mildernden Umstände an und folgte damit einem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Familie des Getöteten hatte der BBC zufolge einen Schuldspruch erwartet. Die Angehörigen hatten den Polizisten als "Rambo von Exarchia" bezeichnet.

Der Vorsitzende der Einwohnervertretung von Exarchia begrüßte das Urteil. Allerdings gebe es immer noch Bedenken, weil Korkoneas' Einheit nach wie vor existiere, keine angemessene Ausbildung habe und immer noch mit Gewalt in Verbindung gebracht werde.

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